superwitzig – außergewöhnlich – hintergründig

Fred Titrawitsch ist ein zwölfjähriger Junge, der gerne zeichnet und Fußball spielt. Mit seinem älteren Bruder Erik hat er so gar nichts gemeinsam und geht ihm eher aus dem Weg. Am liebsten hängt Fred mit seiner superschlauen Freundin Svetlana und seinem Freund Ruwen herum. So weit, so normal. Bis zu seinem zwölften Geburtstag. Da erhält Fred sein langersehntes Handy. Aber die Freude währt nicht lange. Denn es gibt nur eine App mit dem Namen „Switch you“ und sonst nichts zum rumdaddeln. Aber diese App hat es in sich, weil Fred damit auf magische Weise in den Körper seines Bruders schlüpfen kann. Das heißt, er ist plötzlich 16 Jahre alt, hat einen Rollerführerschein, die dazu passende Vespa und – mysteriöse Freunde. Hat sein Bruder vielleicht etwas mit der böswilligen Skimasken-Gang zu tun? Fred bleiben nur zwölf Stunden und vier Körpertausche, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und für Gerechtigkeit zu sorgen.  

Dieses außergewöhnliche Jugendbuch bietet lesebegeisterten Kindern ab 10 Jahren ein lustiges Körper-Wechsel-dich-Spiel mit frechen Dialogen. Dabei arbeitet der Autor Mario Fesler die Charaktere sehr detailliert heraus: Da ist der unzuverlässige, meist ungewaschene und wortkarge große Bruder, auch „Hobbit des Grauens“ genannt. Aber es gibt auch die smarte Freundin, die ihre „wissenschaftlichen Zwischenbemerkungen“ zu den unglaublichen Geschehnissen abgibt. Hier lernen Kinder zum Beispiel, wie das menschliche Gedächtnis funktioniert oder was ein Homonym ist. Das bietet ihnen Möglichkeiten, Figuren zu entdecken und die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Der dialogreiche Text bedient sich dabei einer jugendlichen Sprache und wirkt dadurch sehr authentisch, wenn teilweise auch leicht überspitzt. Zum Beispiel beim dummtrotteligen Ratze aus der Gang, der nur unverständliche Bandwurmwörter hervorbringen kann wie „Hasseheuschnupfen?“ Insgesamt berichtet Fred aus der Ich-Perspektive jedoch so, als würde er die Geschichte einem guten Freund erzählen. Und das macht dieses Buch für seine jugendliche Zielgruppe so glaubwürdig.

Die vielen Körperwechsel und Zeitsprünge in diesem 176 Seiten starken Leseabenteuer können schon etwas verwirren. Hier bieten die lustigen Schwarz-Weiß-Bilder von Nicolai Renger jedoch eine tolle Orientierungshilfe. Die wichtigsten Figuren erhalten beispielsweise ihr persönliches Profilbild, das bei ihren Kurznachrichten erscheint. Jeder Körperwechsel startet zudem immer mit einem Countdown und einem Bild von einem Gehirn, in dem sich das Wort „Switch“ versteckt. Gleichzeitig sorgt das wechselnde Schriftbild für Abwechslung und untergliedert den Text in übersichtliche Einheiten. So wirken die Zwischenbemerkungen von Svetlana wie mit der Schreibmaschine getippt. Einige Illustrationen sind aber auch sehr amüsant. Zum Beispiel die der Skimasken-Bande, deren Mitglieder trotz Gangster-Verkleidung immer noch dumm aus der Wäsche gucken. Ein Buch voller Witz und Ironie, das aber auch – Svetlana sei Dank – die Frage stellt: Wie weit darf künstliche Intelligenz gehen? Freds Meinung dazu lautet: „Man sieht die Welt tatsächlich mit anderen Augen, wenn man sie durch andere Augen gesehen hat“.

Interessiert sich dein Kind für Bücher zum Thema „Künstliche Intelligenz“? Hat dein Kind bereits ein eigenes Handy? Wie spannend findet dein Kind Bücher, die sich mit Handynutzung beschäftigen? Schreib uns einen Kommentar!