Das Geschichtenerzählen ist so alt wie die Menschheit selbst und erfolgt über die verschiedensten Kanäle: über mündliche und schriftliche zum Beispiel, über Einzelbilder und Bilderfolgen, im direkten Kontakt zwischen Menschen oder über Bildschirme und Lautsprecher. Wir bei Leseliebe sind generell riesengroße Fans des Geschichtenerzählens – wie könnte es auch anders sein?! Ganz besonders mögen wir es natürlich, in das geschriebene Wort zu versinken und dabei Bilder, Geräusche und Gerüche im eigenen Kopf entstehen zu lassen. Wahrscheinlich genauso sehr wie all diejenigen, die sich gemeinsam mit Leseliebe für immer neue Kinderbücher begeistern. Aber was ist mit den anderen Arten des Geschichtenerzählens? Macht es einen Unterschied, ob eine Geschichte von einem Buch, einem Film oder einer TV-Serie erzählt wird? Wir stellen dir diese drei Arten des Geschichtenerzählens etwas näher vor.
Kinderbücher, Kinofilme, TV-Serien – Geschichten erzählen drei Mal anders
Wie Kindergeschichten in verschiedenen Medien erzählt werden und wie viel Fernsehen für Kinder okay ist.
Kinderbücher: Kindergeschichten frei und individuell entdecken
Es gibt viele gute Gründe fürs Vorlesen oder Lesen von Kinderbüchern. Grundsätzlich ist Lesen eine Schlüsselkompetenz und der rege Umgang mit Kinderbüchern eine wunderbare Unterstützung bei der kindlichen Entwicklung. Im Vergleich mit Bildschirm-Formaten ist der große, große Vorteil allerdings die Möglichkeit, dir die Geschichte in deiner ganz eigenen Geschwindigkeit zu erschließen. Du selbst entscheidest, wie oft und wie lange du innehältst, ob du Bilder flüchtig oder intensiv betrachtest und ob du zwischendurch Rückfragen stellt oder die Handlung kommentierst. Darüber hinaus bietet das Lesen der Fantasie die allergrößte Freiheit und damit zugleich das bestmögliche Training. Wie sehen die Helden und die Schauplätze aus? Wie riecht es, was für Geräusche kann man hören? Indem du selbst geistig eine ganze Menge leistet, ist der Erlebnisfaktor beim vertieften Lesen kaum zu überbieten. Durch dieses Erleben nimmst du ein Maximum an möglichen Erfahrungen und Lehren aus der Geschichte mit. Darüber hinaus wird beim Vorlesen oder gemeinsamen Lesen auch noch die soziale Beziehung gestärkt. Last but not least sind Kinderbücher für geübte Leser oft schon ziemlich lang und bieten einen extrem reichen und komplexen Inhalt, mit dem es normale Spielfilmlängen oft nicht aufnehmen können.
Kinofilme für Kinder: ein Rausch für die Sinne
Kinder sind meist unheimlich fasziniert von bewegten Bildern auf einem Bildschirm. Ruhig sein, still sitzen – was sonst als kaum erfüllbare Herausforderung erscheint, fällt auf einmal ganz leicht. Denn die Sinne sind vollauf mit den Reizen der filmischen Erzählung beschäftigt. Sprache, Bild und Klang verbinden sich beim Film zu einem regelrechten Spektakel für die Wahrnehmung. Bild und Ton können dabei extra leicht Gefühle auslösen und eine dichte Atmosphäre erzeugen, sodass du schnell und tief in die Geschichte eintauchst. Mit minimaler Anstrengung des Zuschauers wird also eine maximale Unterhaltung und Beschäftigung der Sinne erzielt. Und noch mehr Eigenheiten zeichnen das filmische Erzählen aus. Zum Beispiel wirken daran vom Drehbuchautor über den Schauspieler bis zum Regisseur viele, viele Erzähler mit. Dazu gibt es eine ganz eigene Filmsprache durch Kameraperspektiven und -fahrten, Montagen und Schnitte, Filmmusik und Musik im Film, Erzählerstimmen und andere Elemente. Eine kunstvoll inszenierte Einstellung kann dabei durchaus schonmal die sprichwörtlichen 1000 Worte ersetzen und gleichzeitig zeigen, erklären und werten. Das, was auf diese Weise vermittelt wird, kann Kinder (unterbewusst) stark beeinflussen. Daher unser Tipp: Schau die Filme gemeinsam mit deinem Kind an, behalte seine Reaktionen im Blick und tausche dich im Anschluss mit ihm über den Film aus.
TV-Serien für Kinder: immer wieder Kindergeschichten in einer bekannten Welt
Ob Buchreihe oder TV-Serie, der Serien-Effekt ist stets der Gleiche: Mit jeder Folge nimmt die Vertrautheit der erzählten Welt zu, egal ob du Leser oder Zuschauer bist. Dadurch entwickelst du eine besondere Bindung zu der Serie und nimmst emotional an den Ereignissen stärker Anteil. Bei einer TV-Serie ist nach den ersten Folgen das ganze Drumherum bekannt. Du kennst die Helden und Schauplätze, das Wertesystem und die Erzählstruktur. Dadurch fällt die Orientierungsphase zu Beginn der Geschichte weg. Stattdessen stimmt dich ein Vorspann mit der immer gleichen Titelmelodie ein, sodass du von der ersten Szene an voll dabei bist. Ein wesentliches Kennzeichen bei TV-Serien – insbesondere denen für Kinder – ist auch die Kürze der einzelnen Folgen. Gerade in Kinderserien behandelt jede Folge ein überschaubares Thema, das sich leicht entfalten und lösen lässt. Häufig wird das begleitet von einer überspannenden Handlung, die die einzelnen Episoden miteinander verbindet und Neugier auf die nächste Folge erzeugt. Auf diese Weise erzählen TV-Serien oft eine laaange Geschichte und viele kurze Geschichten zur gleichen Zeit. Die Kürze der Folgen ist einerseits gut, um den TV-Konsum zu beschränken. Andererseits sorgt der Suchtfaktor jeder Reihe dafür, dass schnell mit großen, bittenden Kinderaugen nach noch einer und noch einer und noch einer Folge gefragt wird.
Wann und wie viel Fernsehen für Kinder?
Neurologen, Kinderärzte und Pädagogen warnen immer wieder vor den Folgen eines zu frühen und zu intensiven Fernsehens bei Kindern. Diese sinnesreizende Art des Geschichtenerzählens kann nämlich auch eine Überforderung darstellen und die Entwicklung in verschiedenen Bereichen negativ beeinflussen. Deswegen empfiehlt es sich, Kinder frühestens ab 3 Jahren altersgerechte Filme schauen zu lassen und auch dann nur in Maßen. Die WHO gibt als Maximum eine Stunde pro Tag an und empfiehlt statt Bildschirmmedien Geschichtenerzählen, Bücher und Gespräche. Ganz besonders am Abend ist das Vorlesen einer Gutenachtgeschichte noch immer die beste Art, deinem Kind eine Geschichte zu erzählen. Denn auch der gesunde Kinderschlaf kann durch Fernsehen vor dem Schlafengehen gestört werden. Bedenke außerdem, dass man nicht so leicht vergisst, was man einmal gesehen hat und wähle entsprechend sorgfältig die Filme und Serien aus. Die Harry Potter Bücher zum Beispiel lesen sich mit den dabei selbst gemachten Bildern im Kopf ganz anders als die düsterem Verfilmungen wirken. Die gleiche Geschichte kann sich durch das Erzählmedium also auch für ganz unterschiedliche Altersklassen eignen.
Wie sind deine Erfahrungen mit den unterschiedlichen Arten des Geschichtenerzählens? Welche mag dein Kind am liebsten? Gibt es einen Kinderfilm oder eine TV-Serie für Kinder, die du uns empfehlen kannst? Für welches Alter? Schreib uns gerne einen Kommentar!
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