feinfühlig – hoffnungsvoll – kindgerecht

Dieses Trauer-Bilderbuch erzählt von einem Mädchen, das nach dem Tod seines geliebten Hundes Balou von seinen Gefühlen überwältigt wird. Als Balou, der schon sehr alt und müde ist, eines Tages friedlich einschläft, passieren komische Dinge mit dem Mädchen. Eine schwarze Wolke scheint sie fast zu erdrücken, und Seife in den Augen sorgt dafür, dass sie unaufhörlich weinen muss. Und als ein dicker Tintenfisch sich um ihr Herz schlingt, fragt sie sich, ob das normal sei. Die tröstenden Worte ihrer Familie helfen leider auch nicht, all dies zu verstehen. Doch auf einmal ändert sich etwas. Das Mädchen erinnert sich, wie viele lustige und kuschelige Momente es mit Balou erlebt hat. Denn Balou konnte beispielsweise mit seiner Zauberzunge ihr tomatensoßenbekleckertes T-Shirt sauberlecken. Und als das Mädchen nachts von Balou träumt, wedelt er mit seinem Schwanz die schwarze Wolke einfach weg. Seitdem ist das Kind sicher, dass Balou immer bei ihm sein wird.

Wie fühlt es sich an, wenn jemand stirbt, den man sehr geliebt hat? Für Kinder ist dieses Gefühl der Trauer nicht so leicht zu verstehen. Wohlmeinende Aufmunterungsversuche der Erwachsenen wie „Es ist normal, dass du den Kopf hängen lässt“, trösten sie dabei nur wenig. Die spanische Autorin Alicia Acosta wählt daher einen anderen, kindgerechten Ansatz. Zunächst erzählt sie die Geschichte, die von Ursula Bachhausen feinfühlig übersetzt wurde, aus der Sicht einer jungen Ich-Erzählerin. So können Kinder sich leichter in die Figur einfühlen. Mit realistischen Umschreibungen erschafft sie zudem eine eigene Bilderwelt, mit einer dunklen schwarzen Wolke, einem Tränenmeer oder herumschlingenden Tintenfischarmen. So fühlt es sich nämlich für das kleine Mädchen an. Die Geschichte ist jedoch keineswegs bedrückend. Denn in ihren Träumen werden viele lustige Momente wieder lebendig, die Balou dem Mädchen beschert hat. Daraus schöpft sie Kraft, Mut und Hoffnung, sodass die Wolken, Tränen und Krakenarme bald von allein verschwinden.

Die Illustratorin Mercé Galì inszeniert die kindliche Gefühlswelt mit beeindruckenden Illustrationen und fördert damit die eigene Vorstellungskraft. Dabei beschränken sich die einfachen Zeichnungen auf das Wesentliche und schaffen Klarheit. So sieht die erdrückende schwarze Wolke aus, als hätte jemand mit einem Kohlestift wild im Kreis herum gemalt. Damit wird die schwere Last der Trauer für Kinder besser begreifbar. Wenn Balou jedoch in der Erinnerung des Mädchens mit roter Clownsnase wilde Freudentänze aufführt, sorgt das auch für lustige Lesemomente. Besonders hat uns jedoch das Bild berührt, auf dem der riesige Balou hinter dem lächelnden Mädchen sitzt und ihm den Rücken stärkt. Denn das, was wir mit unserem Tier erlebt haben, bleibt für immer in unseren Herzen – so wie Balou, der in den Träumen des Kindes lebendig wird und die Traurigkeit vertreibt. Ein wichtiges Kinderbuch, das einen kindgerechten Blickwinkel auf die Themen Tod und Trauer eröffnet und eine hilfreiche Gesprächsgrundlage liefern kann.

Habt ihr auch ein Haustier, das euren Familienalltag bereichert? Hat dein Kind schon einmal den Tod eines geliebten Haustieres erlebt? Wie hilfreich findest du Bücher für Kinder, die das Thema Tod und Trauer behandeln? Kennst du vielleicht ein anderes Trauer-Bilderbuch? Schreib uns einen Kommentar!