sommerlich – abenteuerlich – vielschichtig

Die Sommerferien fangen an: sechs Wochen „Sommer, Sonne, Freiheit pur“. Der zwölfjährige Mo, der am liebsten alleine durch die Gegend stromert und sich fantasievolle Mick-Smart-Geheimagenten-Stories ausdenkt, hat ein geheimes Sommerprojekt: Er will die ausgerissene Andalusier-Stute seiner Mutter wiederfinden. Schließlich entdeckt er sie an einem abgelegenen, wildromantischen Ort. Doch sie ist dort nicht alleine. Bei ihr sind zwei ausgebüxte Kinder, Fee und Prinz. Fragen sind zwar verboten, aber dass die Kinder Hilfe brauchen, ist Mo sofort klar. Jeden Tag kommt er ab jetzt zu der „Sommerfeste“, bringt nützliche Dinge mit, kümmert sich so gut er kann und genießt dabei das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Eines Tages stößt dann auch noch Nell zu ihnen, die nach langer Krankheit die Sommerferien bei ihrer Patentante verbringt. Mit ihr ist die Truppe komplett, die es für einen außergewöhnlichen Sommer braucht. Doch was geschieht mit Fee und Prinz, wenn der Sommer vorbei ist?

Beim Lesen dieser Geschichte entsteht ein wundervolles Sommergefühl. Mit intensiven Schilderungen gelingt es Autorin Annette Moser nämlich ganz großartig, einen an diesen alltagsfernen Sommerort mitzunehmen. Die Idylle der verwilderten Sommerfeste trifft auf heiße Tage, faules Nichtstun und herrliche Abenteuer, die vor allem von der mitreißend magischen Vorstellungskraft des kleinen Jungen Prinz leben. Dabei ist die Geschichte zugleich sehr komplex aufgebaut: Sie wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt und mit Ereignissen aus einer 25 Jahre zurückliegenden Vergangenheit verflochten. Zahlreiche Andeutungen im Verlauf der Geschichte sorgen dabei für eine geheimnisumwobene Spannung und trauen lesenden Kindern schon einiges an Denkfähigkeit, Kombinationsgabe und Einfühlungsvermögen zu. So wird schnell klar, dass es außerhalb dieses Sommeridylls für die Kinder auch viele Sorgen und Enttäuschungen gibt, ja, sogar regelrechte Katastrophen. Das macht die sommerliche Urlaubslektüre gleichzeitig zu einem facettenreichen Leseabenteuer, das tief geht und lange bleibt.

Zum Selberlesen eignet sich das Kinderbuch ab etwa zehn Jahren, zum Vorlesen finden wir es auch schon für Kinder ab acht Jahren toll. Dabei kommt die Geschichte absolut problemlos ohne Illustrationen aus. Denn farben- und detailreiche Bilder entstehen durch die anschauliche Sprache von ganz alleine im Kopf und sorgen für ein überaus lebendiges Kopfkino. Die Schriftgröße ist schon recht klein, dafür sind die Zeilenabstände noch groß und die Kapitel kurz. Gut 270 Seiten teilen sich auf 59 Kapitel auf. Das sorgt für kleine, leicht zu überwältigende Lese-Etappen und einfach zu erzielende Lese-Erfolge. Besonders schön daran finden wir, dass bei diesem Kinderbuch nicht nur das Bewältigen von Schrift einen Erfolg vermittelt. Auch die Möglichkeiten für inneres Erleben und die Erweiterung des Horizonts machen den Gewinn vom Lesen als einer Reise unmittelbar zugänglich. „Sommerdiebe“ bekommt damit von uns Applaus, eine Verneigung und das Prädikat „Leseliebe-Empfehlung für den Sommer“.

Kennst du noch andere Sommergeschichten mit Tiefgang, die du uns empfehlen magst? Oder was liest dein Kind sonst gerne im Urlaub? Schreib uns gerne einen Kommentar!