stärkend – liebevoll – kunterbunt

Naya ist ein Mädchen mit vielen Interessen. Sie singt und tanzt gerne, spielt mit Puppen, malt oder fährt Fahrrad. Das, was die anderen Leute an ihr wahrnehmen, sind vor allem ihre Haare. Ihre „lockig, fluffig weichen Haare“. Naya freut sich über die vielen Komplimente, die sie deswegen bekommt. Doch dann macht sich eines Tages ein Kind über ihre Haare lustig. „Monsterhaar-Naya“ wird sie genannt. Darüber ist sie sehr traurig. Ja, sie fühlt sich deswegen so schrecklich, dass sie fortan nur noch mit einem großen Cowboyhut herumläuft, unter dem sie all ihr Haar verstecken kann. Sie wird still und versucht, möglichst keine Aufmerksamkeit mehr zu erregen. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Kindergartengruppe. Ella hat Diabetes und trägt eine Insulinpumpe. Als deswegen blöde Kommentare kommen, ist das Ella jedoch „schnurzpiepegal“. Dafür ist es Naya umso weniger egal, dass Ella mit ihr befreundet sein möchte. Sie freut sich.

Autorin Lindiwe Suttle Müller-Westernhagen erzählt mit viel Feingefühl eine Geschichte über Selbstliebe und Selbstbewusstsein, die von Jugendliteraturpreisträgerin Chantal-Fleur Sandjon wunderbar ins Deutsche übersetzt wurde. Die kurzen Sätze sind altersgerecht und gut verständlich. Ganz unaufdringlich und frei von einem pädagogischen Zeigefinger transportieren sie mit herrlich „schnurzpiepegaler“ Lockerheit deutliche Botschaften. Durch sie kann das Bilderbuch Kindern beibringen, sich von der Meinung anderer abzugrenzen. Es macht bewusst, dass jeder Mensch viel mehr ist als das, was die anderen sehen. Und es zeigt gleichzeitig, was positive und negative Kommentare mit einem machen. Dadurch regt einen das Kinderbuch auch dazu an, über die eigenen Worte nachzudenken und achtsamer im Umgang miteinander zu werden.

Das 32-seitige Hardcover-Buch wurde von Sawyer Cloud kunterbunt und wunderschön illustriert. Einfache Formen treffen auf ausdrucksstarke Szenen und knallige, satte Farben. Dabei sind sowohl Nayas fluffige Haare als auch ihr riesiger weißer Cowboyhut absolute Hingucker, die der Heldin eine unverwechselbare Optik verleihen. Naya ist eben Naya, mit und ohne Hut. Die Bilder erstrecken sich zum größten Teil über die ganze Seite und erzählen die Geschichte in einer beeindruckenden Intensität mit. Eines unserer Lieblingsbilder zeigt Nayas Kopf mit ihren hübschen Haaren am unteren Bildraum, träumerisch nach oben schauend. Und darüber sieht man dann kleine Versionen von ihr bei all den Sachen, die sie gerne macht und mag. Dieses und die anderen Bilder sprechen regelrecht mit einem und ermöglichen Kindern auch ganz ohne Text einen direkten Zugang zu der Geschichte zu finden. Toll!

Wie selbstbewusst ist dein Kind? Liest du mit ihm gezielt Kindergeschichten, die das Selbstbewusstsein stärken? Hast du vielleicht einen tollen Buch-Tipp für uns? Schreib uns einen Kommentar!