liebevoll - berührend - warmherzig

Die Handlung der Weihnachtsgeschichte ist allgemein bekannt: Josef reist mit seiner hochschwangeren Frau Maria nach Betlehem, wo er nur noch bei den Tieren im Stall einen Platz zum Übernachten findet. In dieser Nacht wird ihr Kind geboren und aus Mangel an Alternativen in die Krippe der Tiere gelegt. Ein Stern am Himmel erstrahlt und weist den Weg zum „Wunder des Herrn“. Viele kommen, um das Kind zu sehen und bringen Geschenke, zuletzt sogar Könige aus dem Morgenland. Der Fokus dieser Weihnachtsgeschichte liegt dabei weniger auf dem Preisen von Gottes Sohn als auf dem Wunder der Geburt an sich. Geboren ist ein Baby, das mit Goldsachen nichts anfangen kann, über ein geschenktes Schaf lächelt und ein Schläfchen macht. Ein Baby, das von seinen Eltern innig geliebt wird und dessen Augen „von unendlicher Ferne“ leuchten.

Die Reime stammen aus der Feder von Thomas Krüger und sind schlichtweg genial. Sie verbinden die mystische Stimmung der heiligen Nacht mit einem liebevollen, kindgerechten Ausdruck. Zum Beispiel leuchtet am Himmel „ein seltsames Sternengefunkel“, der Esel ist ein „freundlich-geduldiger Stapfer“ oder ein Ochse steht „mit Heu an der Lippe“ mümmelnd im Stall. Das ist bildhaft, klingt nahbar und schenkt wohlige Geborgenheit. Der trockene Ernst der Weihnachtsgeschichte weicht dadurch einem beschwingten, warmherzigen Ton. Dabei ist der Text so melodisch gereimt, dass das Vorlesen fast zum Singen wird. Statt in altmodischer Sprache über Volkszählung, himmlische Heerscharen und die bedeutungsvolle Geburt von Gottes Sohn zu erzählen, nimmt dich diese Geschichte mit in die familiäre Intimität des wundervollen Ereignisses. Du erlebst wie durch die Geburt eines Kindes eine Familie entsteht, wie Liebe und Frieden sich ausbreiten. Die Reime sind dabei ebenso einfach wie eingängig und dadurch angenehm leicht zu verstehen, die Wortwahl ist prägnant, herzig und modern. Schöner kann man die Weihnachtsgeschichte Kindern von heute kaum vermitteln. Und Reime sind deswegen so toll, weil Kinder sie lieben. Denn der Reim-Singsang vermittelt beim Zuhören etwas vom behaglichen Schaukeln in Wiege oder Schaukelstuhl und umfängt dein Kind mit purer Nestwärme.

Bestseller-Illustrator Jörg Mühle betont das Wunderbare der Weihnachtsgeschichte auf eine ganz eigene, herzerwärmende Weise, cartoonig, drollig und schlicht. Großartig ist zunächst, dass er Maria und Josef so malt, wie es dem Kulturkreis der Geschichte entspricht. Josef trägt einen Kaftan und eine Kappe und Maria ein langes Tuch um den Kopf. Beide haben dunkle Haare, Josef einen Bart. Die kurzen, gedrungenen Gestalten sind rund und knuddelig, die Gesichter ebenso einfach wie ausdrucksstark. Absolut herzallerliebst und Grund für ein kollektives Seufzen in der Leseliebe-Redaktion sind dann die glücklichen, strahlenden, dankbaren Gesichter der frisch gebackenen Eltern. Diese Bilder transportieren so viel schönes Gefühl, dass sie an Schlechtwettertagen als buchige Stimmungsaufheller genutzt werden können. Damit rührt das Bilderbuch das Herz (auch das nicht-gläubige) und ist eine fantastische Möglichkeit, um Kindern den Ursprung von Weihnachten nahezubringen. Gleichzeitig findest du über dieses Buch eine Schnittstelle zwischen der Weihnachtsgeschichte und deinem eigenen Leben. Denn sicher war auch die Geburt deines Kindes etwas ganz Besonderes und hat für dich einen Stern aufgehen lassen. Das letzte Bild des Buches ist übrigens noch einmal ein kleiner Höhepunkt, der einen ganz vernachlässigten Aspekt der Weihnachtsgeschichte zeigt: Papa Josef mit seinem Baby auf dem Arm, in friedlicher, rührend liebevoller Pose.  

Ist die Weihnachtsgeschichte zu Weihnachten ein Muss für dich und dein Kind? Wenn ja, der Original-Text aus der Bibel oder eine moderne, kindgerechte Bearbeitung? Hast du eine Empfehlung für ein Kinderbuch, das in der Weihnachtszeit sonst noch unbedingt gelesen werden muss? Schreib uns einen Kommentar!