Artikel: 6-10 Jahre 
 

Vom Lesemuffel zur Leseratte: Kinder zum Lesen motivieren

Dein Kind will nicht lesen? Lesen Jungs weniger als Mädchen? Was kannst du tun? Wir haben Infos, Tipps & Tricks!

Die Lesefähigkeit von Kindern nimmt immer weiter ab, heißt es in Studien. Ein Grund dafür seien zum Beispiel die vielen digitalen Alternativen, die mit ihrer supereinfachen Nutzung auf Kinder attraktiver wirkten als Bücher. Man muss nur wischen, tippen, Sprachbefehle geben, schon ist die kunterbunte Unterhaltung verfügbar. Gut genug Lesen zu lernen, um komplett in Geschichten abtauchen zu können, ist dagegen ein richtiger Kraftakt. Dennoch bleibt das Lesen eine unheimlich wichtige Kernkompetenz, die maßgeblich zum Erfolg in der Schule und im späteren Berufsleben beiträgt. Und damit eine ausreichende Lesekompetenz erreicht wird, ist die Lesemotivation oft das A und O. Wenn es also auch bei dir heißt: Hilfe, mein Kind will nicht lesen, probiere es doch mal mit den Tipps und Tricks von und für Leseliebe.

Leseförderung: die Grundlagen, um Kinder zum Lesen zu motivieren

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Lesenlernen ist anstrengend. Vor allem, wenn man das Ziel hat, nicht nur Buchstaben aneinanderreihen und vorlesen zu können, sondern auch während des Lesens schon das Gelesene zu verstehen. Dazu braucht es eine ausreichende Lesegeschwindigkeit und für die braucht es Übung, Übung, Übung. Die folgenden Tipps können helfen, dass sich dein Kind erfolgreich dieser Anstrengung stellt:

  • Verbanne dein Kind für seine Leseübungen nicht in sein Zimmer und damit aus dem Familienalltag (= Strafe), sondern stelle das tägliche Üben in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit (= Belohnung).
  • Lobe jeden Fortschritt, statt jeden Fehler zu kommentieren.
  • Mache das Lesen zu einer normalen Tätigkeit im Familienalltag – für alle. Einer der wichtigsten Motivatoren ist die Vorbildfunktion der Eltern.
  • Gib deine eigene Begeisterung für Bücher an dein Kind weiter, indem du mit ihm über tolle Bücher redest und es mit in Buchhandlungen, Bücherhallen oder zu Kinderbuch-Lesungen nimmst.
  • Finde Lesestoff, der dein Kind interessiert und beziehe dein Kind bei der Buchauswahl mit ein. Auch mit Comics können Kinder Lesen lernen. Oder mit Sachbüchern, Zeitschriften, Witzebüchern und kleinen Leseaufgaben im Alltag. Je mehr Auswahl dein Kind hat, umso eher kann es etwas entdecken, das zu lesen es toll findet.
  • Lese gemeinsam mit deinem Kind besonders spannende Bücher und Buchreihen und mache dir den Seriensucht-Effekt zunutze.
  • Gestehe deinem Kind Freiheiten beim Lesen zu: Lasse es die (altersgerechten) Bücher lesen, die es will und aussteigen, wenn es das Buch nicht mag, im Liegen oder Sitzen lesen und seine ganz eigene Meinung zum Buch haben, egal wie du es findest.

Lesen Jungs weniger als Mädchen?

Leseratte Bücher für Jungs

Ja, es gibt ihn wirklich, den „vorpubertär vorhandenen Gendergap“ (Wie Kinder Bücher lesen), nach dem acht- bis zehnjährige Jungs weniger gut und weniger gerne lesen als gleich alte Mädchen. Jedenfalls ist das das Ergebnis zahlreicher Studien und in der Leseforschung entsprechend viel untersucht. Eine der Ursachen wird bei den Lese-Vorbildern für Kinder gesehen. In Kindergarten und Grundschule sind vor allem Frauen tätig und lesen dort vor oder vermitteln einen Kontakt zu Büchern. Auch zu Hause lesen heute noch oft die Mütter oder Großmütter vor. In der Vorpubertät wird nun aber langsam die Ausbildung der Geschlechteridentität wichtig. Viele Jungs lehnen dann instinktiv das ab, was sie als weiblich empfinden. Vorlesende und lesende Männer können hier ein wichtiges Gegengewicht schaffen.

Ebenfalls hilfreich zur Vermeidung des sogenannten „Leseknicks“ bei Jungs ist es, möglichst früh damit zu beginnen, für Bücher zu begeistern, durch Vorbilder und regelmäßiges Vorlesen. Damit die Leselust dann auch beim Selberlesen erhalten bleibt, ist die Buchauswahl entscheidend. Laut Leseforschung sind bei vielen Jungs statt zusammenhängender Geschichten eher Sachbücher beliebt. Oder auch Comics. Oder Bücher für Jungs, die definitiv nicht als Mädchenkram wahrgenommen werden. Dazu ist für Jungs Spannung extrem wichtig. Gerade beim Lesen steigen sie sofort aus, wenn ihnen langweilig wird. In jedem Fall lohnt es sich, auch bei Jungs in Sachen Lesemotivation am Ball zu bleiben.

Bücher für Jungs und Bücher für Mädchen – macht das Sinn?

Kinderbücher für Jungs und Mädchen

Im Grundschulalter mögen Kinder die Welt noch gerne möglichst eindeutig. Das fängt bei der Einteilung in Gut und Böse an und reicht bis zur Geschlechterrolle. Erst ab etwa zehn Jahren beginnt die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschlecht. Daher sollte es trotz Genderdebatten auch okay sein, wenn dein Kind sich eine Zeit lang in der Buchwelt zu alten Klischees hingezogen fühlt. Mädchen zu romantisch-rosa Glitzerwelten, zu Pferden oder Feen, Jungs zu actionreichen, coolen Storys. Dabei geht es oft auch einfach um Gruppendynamik und Zugehörigkeit. Man möchte sich mit Freundinnen und Freunden austauschen können. Genauso okay sollte es sein, wenn das Kind diese alten Geschlechterklischees nicht bedient. In jedem Fall kann und sollte man darauf achten, dass die Welt in den ausgewählten Kinderbüchern nicht zu eindimensional ist und überholte Rollenbilder vom starken Mann und der schwachen Frau weder stumpf bedient, noch genauso stumpf einfach umgedreht werden.

Unser Tipp: Statt nach einem Buch für Jungs oder einem Buch für Mädchen zu suchen, führt der bessere Weg zum richtigen Buch über die individuellen Interessen des Kindes, auch wenn die dann in einem bestimmten Alter doch häufig wieder vom Geschlecht geprägt sind. Um wirklich herausfinden zu können, was einem gefällt, und was nicht, braucht es vor allem eins: ein vielfältiges Angebot.

Hast du eine Leseratte oder einen Lesemuffel zu Hause? Junge oder Mädchen? Für welche Themen interessiert sich dein Kind? Sind das doch wieder typische Mädchen- oder Jungsthemen oder gar nicht? Schreib uns einen Kommentar!

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