Nichts anderes prägt die ersten Lebensjahre so sehr, wie die Familie, in der man aufwächst. Deswegen ist die Familie auch so wahnsinnig wichtig. Sie schenkt einem Kind im besten Fall Geborgenheit, Unterstützung und ganz viel Liebe. Der ‚Schoß der Familie‘ – das ist ein Sinnbild des Behütetseins. Umso schlimmer ist es für Kinder, wenn hier etwas schiefläuft. Wenn sich die Eltern trennen oder ein Elternteil stirbt zum Beispiel. Wenn sich Mama oder Papa neu verliebt und man auf einmal Stiefgeschwister hat oder Halbgeschwister oder wenn es mit den Geschwistern nur Streit gibt. Solche Szenen können schmerzhafte Wunden in der Kinderseele reißen und alles, was beim Heilen und Verarbeiten unterstützt, ist hilfreich. Dazu gehören ganz besonders auch Kinderbücher, die sich mit solchen Familienkatastrophen befassen. Sie geben deinem Kind das Gefühl, mit der Situation nicht alleine zu sein, bieten Verständnis, andere Sichtweisen und Lösungen.
Kinderbuch-Medizin für Trennung, Stiefgeschwister und andere Familienkatastrophen
Was, wenn die heile Familie zerbricht oder eine ganz neue zusammenwachsen soll? Können verständnisvolle Kinderbücher helfen?
Familienkatastrophe 1: Tod der Eltern im Kinderbuch
Verluste gehören zum Leben dazu und sind deshalb auch schon immer Thema in der Literatur, auch der Literatur für Kinder gewesen. Im Märchen zum Beispiel ist der Tod eines Elternteils (Schneewittchen, Aschenputtel) ganz häufig der Beginn eines Leidenswegs und einer Heldenbewährung. Die kindlichen Helden wachsen an ihren Verlusten und am Ende wendet sich alles zum Guten. Nun gut, mag man meinen, in Märchen geht es ja ohnehin oft ziemlich grausam zu. Aber auch in der modernen Kinderliteratur ist der Tod von Eltern alles andere als ein Tabu-Thema, wie du an Pippi Langstrumpf, Harry Potter oder den Penderwicks sehen kannst. Dass häufig gerade die Mutter stirbt, mag dabei an klassischen Rollenbildern liegen: Statt dem materiell versorgenden Vater verliert der kindliche Held die emotional fürsorgliche Mutter und ist damit der größtmöglichen Herausforderung für die innere (Helden-)Entwicklung ausgesetzt. Dabei liegt der Tod im Kinderbuch jedoch meist vor dem Beginn der Geschichte, sodass es für den kindlichen Leser um die Bewältigung und den Umgang mit der neuen Familiensituation geht, statt um das erneute Durchleben eines Verlustes. Das stärkt Verstand und Gefühl.
Familienkatastrophe 2: Trennung und Verlassenwerden
Bei „Rico und Oskar“ haben Elternteile ihre Kinder einfach verlassen. In „Angstmän“ lebt der Vater der neunjährigen Angela in einer anderen Stadt und ihre Mutter lässt sie ohne jede Betreuung eine ganze Nacht lang alleine. Bei „Keiner hält Don Carlo auf“ macht sich der elfjährige Carlo ganz alleine auf nach Palermo, um seinen Vater nach Hause zu holen. In Band 8 der „Schule der magischen Tiere“ kämpft Zac mit der Scheidung seiner Eltern und in „Hector & Holunda“ machst du gemeinsam mit Hexe, Zauberer und sprechenden Tieren eine komplette Trennung durch. Aus Kinderbüchern wie diesen können Kinder das Gefühl mitnehmen, verstanden zu werden und nicht alleine zu sein. Dadurch spenden die Kinderbücher aktiv Trost und sind wie ein Pflaster plus Pusten. Weil die Bücher erst dann enden, wenn die belastende Situation sich deutlich verbessert hat, schenken sie außerdem Zuversicht. Es wird alles wieder gut!
Familienkatastrophe 3: die Patchworkfamilie, alias Stieffamilie
Eine Patchworkfamilie ist in der heutigen Gesellschaft vollkommen normal: Stiefgeschwister, mit denen man dauerhaft zusammenlebt oder die man jedes zweite Wochenende sieht, Halbgeschwister, mit denen man ein Elternteil gemeinsam hat. Psychologisch und emotional kann das Kinder ganz schön fordern. Während Babys und Kleinkinder die neue Familienzusammensetzung ziemlich problemlos meistern, wird es mit Kindergartenkindern deutlich schwieriger. Problemgruppe Nummer eins sind die Grundschulkinder, die Loyalitätskonflikte durchmachen und neue Geschwister als starke Konkurrenz für elterliche Liebe und Aufmerksamkeit empfinden. Was gibt es da besseres als Geschichten, in denen sich Kinder wiederfinden und verstanden fühlen, die Chancen und Auswege zeigen und damit Hoffnung schenken. Ein Beispiel dafür gibt „Fünf sind sechs zu viel“, mit dem KIMI-Siegel für Vielfalt im Kinderbuch ausgezeichnet. Unser Tipp: Wichtig für die Wirksamkeit der Kinderbuch-Medizin ist das Verständnis für die kindliche Perspektive in der Geschichte und ein klares Benennen des Problems ohne Beschönigung oder Verklärung.
Welche Kinderbuch-Medizin kannst du uns für familiäre Katastrophen empfehlen? In welcher Situation hat sie deinem Kind geholfen? Was ist dir wichtig für ein Buch als Problembewältiger? Schreib uns einen Kommentar!
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