verständnisvoll – einfühlsam – berührend

Die kleine fröhliche Sonja wird von ihrem Papa aus der Vorschule abgeholt. Zusammen gehen sie zu Papas neuer Wohnung, in der noch eine Menge Umzugskartons herumstehen. Aus denen kramt Papa eine Mütze für Sonja heraus. Draußen ist es nämlich schon ganz schön kalt geworden. Die Mütze hat Mama vor langer Zeit mal für Papa gestrickt und Sonja findet sie richtig toll. Als ihre Mama mit dem Abholen dran ist, kauft die ihr aber lieber eine andere Mütze. Eine mit Bommel. Nun trägt Sonja ihre beiden Mützen abwechselnd, je nachdem, wo sie gerade wohnt. Irgendwann ist ihr das mit dem Hin und Her dann aber einfach zu viel. Plötzlich findet sie beide Mützen doof und rennt raus in die Kälte. Sie will jetzt wissen, wie viele Schritte zwischen Mamas und Papas Wohnung liegen. Jetzt sofort.

Ja, so eine Trennung der Eltern stellt alles auf den Kopf. Mit unheimlich viel Feingefühl zeigt Måns Gahrton, wie sich das für die kleine Sonja anfühlt. Sonja beobachtet und deutet Gesichtsausdrücke, vergleicht ihre neuen Zuhause und versucht, sich in dieser veränderten Situation zurechtzufinden. Doch es liegt sooo viel Unausgesprochenes in der Bilderbuchluft, dass Sonja davon irgendwann total überfordert ist. Die Mütze wird zu einem Symbol dafür, sich auf seine Seite stellen zu müssen. Wie blöd! Das erkennen dann auch Sonjas Eltern und nehmen Sonja diesen Druck. „Überhaupt nicht wichtig“ ist es, für welche Mütze sich Sonja entscheidet. Was für eine schöne Botschaft für alle Kinder, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Und was für ein tröstendes Gefühl, in Sonja eine Bilderbuchverbündete in dem Trennungs-Gefühlswirrwarr zu haben!

Die Bilder von Johan Unenge sind künstlerisch, ausdrucksstark und sehr besonders. Sie machen das Bilderbuch zu einem dieser Bücher, in denen man seine Lieblingsseiten hat, die man immer wieder aufschlägt und lange betrachtet. Sie illustrieren die Geschichte, geben ihr ein Plus an Farbe und Gefühl und drücken manchmal ganz bildlich aus, was im Text ungesagt bleibt. Als Sonja zum Beispiel der Kragen platzt und sie aus dem Haus rennt, siehst du ein kreuz und quer verwinkeltes Treppenhaus. Alles ist grau und kalt gestaltet und Sonja flieht durch eine im weißen Raum schwebende Tür nach draußen. Sehr gelungen zeigt das Bild so Gefühle wie Hilflosigkeit, Überforderung und Verzweiflung. Besonders schön ist dagegen, wie die Bilder auch Sonjas kindliche Fröhlichkeit zeigen und dich (durchaus auch symbolisch) vom Herbst mit in den Winter nehmen und dann mit einem sehr versöhnlichen Bild im Frühling enden.

Hast du mit deinem Kind schon andere Kinderbücher zu dem Thema angeschaut? Worauf hast du bei der Auswahl geachtet? Gibt es vielleicht ein Bilderbuch über Trennung, das du uns empfehlen kannst? Schreib uns einen Kommentar!