Frech, lustig und mit sehr viel Herz erzählt Pembo von ihrer Auswanderung nach Deutschland. Die haben die Eltern des deutsch-türkischen Mädchens einfach so über ihren Kopf hinweg entschieden. Und nun soll sie alles verlassen, was ihr lieb und teuer ist: ihr wunderschönes Dorf am Meer, ihre Familie und ihre allerbeste Freundin, die genauso wenig auf Mädchenkram steht wie sie selbst. Aber ihr bleibt ja keine Wahl, da kann sie noch so Lava-wütend sein. Also geht es mit dem Flugzeug nach Hamburg, wo ihr Baba (= Papa) einen eigenen Friseurladen eröffnen möchte. Pembo findet es kalt und grau, auch wenn es eigentlich sehr grün ist. Dann kommt Pembo in die 5b des Gymnasiums, wo sie Freundschaften, aber leider auch Feindschaften findet. Der Laden ihres Vaters floppt und ihre Eltern liegen sich nur noch in den Haaren. Oje, wo soll das bloß hinführen? Doch dann bekommt Pembo unerwartet Hilfe.
divers - multikulti - überschäumend
ab 9 Jahren
Auswandern, einwandern, Familie, Freunde und die Frage: Wer bin ich? Pembos Geschichte hat es in sich!
Ein quirlig fantasievolles Kinderbuch über ganz reale Probleme
Mit Humor öffnet Pembo Herz und Geist
Es ist gar nicht so einfach, den Horizont seiner Kinder zu erweitern. Doch es gibt Tricks, mit denen das hervorragend klappt. Einer davon ist Humor. Diesen Kniff wendet Ayşe Bosse in ihrem Kinderroman über Integration, Diversität, Familie und Identität unglaublich raffiniert an. Immer wieder gibt es in der von Pembo selbst erzählten Geschichte Szenen, in denen man laut auflachen muss. Die Sprache ist kindlich flapsig, direkt und weise und öffnet subtil Augen und Herz. Kinder in der vierten Klasse sind schon reif genug, um die Perspektive mal komplett zu wechseln und durch Pembos Augen auf die eigene Heimat zu schauen. Wenn sie sich darauf einlassen (wobei der Humor ganz großartig hilft) nehmen sie daraus vieles mit, vor allem Offenheit und Verständnis für andere Sichtweisen und Individualität. Und dann machen sie vielleicht trotz der Andersartigkeit von Pembo die gleiche Feststellung wie eines ihrer Kapitel: „Sooo scheiße finde ich dich gar nicht“.
Pembo – so ein gutes (und bildhübsches) Kinderbuch!
Trick Nummer zwei, um Kindern Gehaltvolles und Tiefgründiges nahezubringen, ist eine ansprechende, unterhaltsame Optik. GÜM (= Bäm) – das gelingt Ceylan Beyoğlu sowas von gut. Fast auf jeder Seite finden sich kunstvolle Bilder. Aquarell? Tinte und Feder? Welche Technik und Materialien auch immer dahinter stecken, heraus kommen intensive Bilder mit wenigen Strichen, schwarz-weiß, tintenblau oder rosa. Am Anfang von jedem Kapitel gibt es zudem eine kurze Liste mit den türkischen Vokabeln, die im folgenden Kapitel vorkommen. Damit wird nicht nur Pembo in Hamburg integriert, sondern dem Leser wird auch Pembos türkischer Kulturkreis nahegebracht. Ziemlich genial, oder? Genauso genial ist es, wie Pembos Zerrissenheit des Halb und Halb am Ende zu einem Doppelt-gut wird. „Manchmal sind zwei Hälften mehr als ein Ganzes“, lautet Pembos weise Erkenntnis. Und damit hat es Pembo ohne jeden Zweifel zu einem Lieblingsbuch der Leseliebe-Redaktion geschafft.
Wie wichtig ist dir das Thema Diversität in Kinderbüchern? Gibst du deinem Kind gezielt Kinderbücher zur Horizonterweiterung zu lesen oder lässt du es seine Lektüre komplett selbst auswählen? Wäre Pembo etwas für dein Kind? Oder hast du einen anderen Buchtipp zu den Themen Integration, Diversität und Identität für uns? Schreib uns einen Kommentar!
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