Endlich lesen wie die Großen: der Start ins Selberlesen

Wenn Kinder beginnen, lesen zu lernen, sind sie noch weit davon entfernt, wie die Großen lesen zu können. Stattdessen geht es am Anfang erst einmal um das mühsame Entziffern und Zusammensetzen von Buchstaben und Wörtern. Dabei brauchen Kinder noch viel Hilfe. Umso stolzer sind sie, wenn sie die Leseherausforderung irgendwann ganz selbständig bewältigen können und wie Mama oder Papa mit dem eigenen Lesebuch zum gemütlichen Schmökern auf dem Sofa sitzen. Lesende Eltern sind eben wichtige Lesevorbilder. Sie motivieren Kinder besonders effektiv, durch tägliche Leseübungen selbst zum Leseprofi zu werden. Wann und wie du darüber hinaus dein Kind mit welchen Büchern optimal unterstützen kannst, verraten wir dir hier!

Erstlesebücher sind speziell darauf ausgelegt, beim Lesestart sanft zu ermutigen, ohne zu überfordern. Große Schrift, kurze Sätze, viele Bilder und ein begrenzter Wortschatz – all das hilft, die ersten Hürden beim Lesenlernen zu überwinden, sodass der herausfordernde Prozess von motivierenden Erfolgserlebnissen gespickt ist. Erstlesebücher werden häufig noch mit erwachsener Unterstützung gelesen und begleiten in verschiedenen Lesestufen die wachsenden Lesefähigkeiten deines Kindes.

Kinderromane hingegen richten sich an Kinder, die bereits gut geübt im Lesen sind und sich schon komplett selbständig Buchwelten erschließen können. Hier sind die Sätze länger, der Wortschatz reicher, und die Handlungen komplexer, sodass häufig sogar Erwachsene die Bücher gerne lesen. Bilder treten in den umfangreichen Büchern in den Hintergrund und kommen nur noch selten oder gar nicht mehr vor, sodass die Fantasie mehr Raum bekommt. Im Prinzip sind Kinderromane wie Romane für Erwachsene und unterscheiden sich von ihnen vor allem durch die Thematik und das Alter der Charaktere. Ein gutes Beispiel für einen Kinderroman ist „Rico und Oskar“. 

Du siehst: Die Anforderungen an die Lesekompetenz deines Kindes steigen vom Erstlesebuch zum Kinderroman sprunghaft an. Damit dieser Sprung gut gelingt, gibt es Kinderbücher, die eine Brücke ins erste Selberlesen schaffen. Sie sind nicht mehr ganz so simpel wie Erstlesebücher, aber auch noch nicht so komplex wie Kinderromane. Es sind immer noch viele Illustrationen enthalten, die bei der Sinnerschließung helfen. Gleichzeitig ist der Buchumfang deutlich größer und der Wortschatz umfangreicher. So schließt sich die Lücke zwischen Erstlesebüchern der Lesestufe 3 und Kinderromanen und dein Kind entdeckt in gut zu bewältigenden Schritten die fantastische Welt des Lesens.

Es gibt keinen festen Zeitpunkt, wann ein Kind bereit ist, sich selbständig in große Lese-Abenteuer zu stürzen. Die Entwicklung der Lesefähigkeiten und der Leselust ist dafür zu individuell. Dennoch gibt es einige Hinweise, die darauf hindeuten, dass dein Kind soweit ist, sich von einem anspruchsvolleren Lesebuch begeistern zu lassen: 

• Dein Kind kann flüssig lesen: Es liest leise und entschlüsselt nicht mehr jedes Wort einzeln. Um sich an einen Kinderroman zu wagen, sollte es in einem Tempo lesen können, das der normalen Sprechgeschwindigkeit entspricht. Das sind etwa 150 Wörter pro Minute. Für Bücher ab der Lesestufe 3 sollte dein Kind mindestens 100 Wörter pro Minute richtig lesen können. Tipp: Die Lesegeschwindigkeit kannst du leicht testen. 
• Dein Kind zeigt Interesse an komplexeren Geschichten: Es möchte wissen, wie eine Geschichte weitergeht, und kann den Handlungsverlauf über mehrere Kapitel hinweg nachvollziehen. 
• Dein Kind zeigt eine entsprechende Eigeninitiative: Es greift von sich aus zu dickeren Büchern oder Geschichten mit weniger Bildern. 

Um Freude an größeren Lese-Herausforderungen wie Kinderromanen haben zu können, ist die hohe Lesekompetenz am wichtigsten. Denn erst, wenn das Lesen selbst für dein Kind keine Mühe mehr darstellt, kann es all seine Energie auf das Erleben der Geschichte lenken. Bei entsprechender Leseübung, ist ein Kind etwa ab der dritten Klasse bereit für die Lesestufe 3 und die daran anschließenden Bücher und ab Ende der vierten Klasse für Kinderromane.

Wenn dein Kind so weit ist, „wie die Großen“ zu lesen, gilt es, die passenden Bücher zu finden. Sie sollten weiter zum Lesen motivieren und deinem Kind zeigen, wie viel Spaß das Lesen bringen kann. Dafür haben wir dir hier einige Tipps zusammengestellt: 

1. Stelle das Interesse deines Kindes an erste Stelle und beziehe dein Kind unbedingt in die Buchauswahl mit ein. Schaut euch die Cover an und lest die Kurzbeschreibungen. Bekommt dein Kind bei einem Kinderbuch leuchtende Augen oder will mehr davon erfahren, ist das ein guter Hinweis. 
2. Achte auf das richtige Schwierigkeitsniveau. Ein Buch zum Selberlesen sollte unbedingt auch selbständig bewältigt werden können. Sonst droht Lesefrust. Werft daher vorher einen Blick ins Buch: Sind die Schriftgröße, die Satzlänge und der Wortschatz passend? Schaut auch auf die Altersempfehlung, um den Schwierigkeitsgrad und die inhaltliche Ausrichtung des Buches abschätzen zu können. Bücher, die den Start ins Selberlesen super unterstützen, sind oft ab 7 Jahren empfohlen. 
3. Biete deinem Kind eine vielfältige Auswahl. Nur weil du selbst ein Buch als Kind ganz toll fandest, muss dein Kind es nicht ebenso sehen. Dennoch ist es möglich. Ebenso kann sich dein Kind besonders von Büchern abgeholt fühlen, die im alltäglichen Hier und Jetzt spielen. Oder es begeistert sich für fantastische und magische Geschichten, für Pferde oder Fußball, für Kinderkrimis oder Abenteuergeschichten. Damit dein Kind seine eigenen Lesevorlieben herausfinden kann, braucht es eine bunte Auswahl. Stöbere dafür zum Beispiel durch die Buchthemen bei Leseliebe und entdecke unsere Buch-Tipps zu Themen, die Kinder interessieren.

Auf welcher Lesestufe befindet sich dein Kind aktuell? Braucht es noch viel Hilfe? Oder hat dein Kind schonmal ein „dickes“ Buch ganz alleine gelesen? Welches? Wie alt war es da? Schreib uns gerne einen Kommentar!