Artikel: Kinderbuchmacherin Sabrina J. Kirschner im Interview

Sabrina J. Kirschner über Schulen & Kinderbücher, die Spaß bringen

Alles andere als langweilig: das Leseliebe-Interview mit der Autorin von „Die unlangweiligste Schule der Welt“!

Leseliebe: Frau Kirschner, wie sind Sie eigentlich zu einer ‚Kinderbuchmacherin‘ geworden?

Sabrina J. Kirschner: „Kinderbuchmacherin“ trifft es wirklich außerordentlich gut. Denn bevor ich selbst Bücher geschrieben habe, war ich Lektorin in einem Kinderbuchverlag. Kinderbücher zu machen war mein größter Traum und ich habe ihn mir von nichts und niemandem ausreden lassen. Manchmal war es ein steiniger Weg. Aber Niederlagen gehören eben dazu – hätte ich damals direkt eine Festanstellung im Verlag bekommen, hätte ich niemals angefangen selbst Bücher zu schreiben. Auch wenn es meine heimliche Leidenschaft war, so schien es mir doch irgendwie „sicherer“ im Verlag Kinderbücher zu machen, anstatt sie selbst zu schreiben. Schon als Kind habe ich Bücher und ihre Autor*innen verehrt – Cornelia Funke, Paul Maar, Michael Ende und J.K. Rowling waren die Held*innen meiner Kindheit. Neben ihnen im Bücherregal zu (be)stehen, konnte ich mir absolut nicht vorstellen.

Sabrina J. Kirschner Kinderbücher

Leseliebe: Was macht ein gutes Kinderbuch für Sie aus?

Sabrina J. Kirschner: Es fesselt ab der ersten Seite! Also sollte es vor allem spannend und/oder lustig sein. Das sind die beiden Spaßgaranten, was wiederum dafür Sorge trägt, dass Kinder dranbleiben, lesen lernen, lesen lieben lernen. Klar ist es für mich auch wichtig, Werte zu vermitteln und Kinder für bestimmte (Problem-)Themen zu sensibilisieren. Doch im Fokus sollte immer zuerst der Spaß am Lesen stehen.

Leseliebe: Ihre Kinderbuchreihe „Die unlangweiligste Schule der Welt“ ist verdienterweise super erfolgreich. Sie handelt von einer Schulklasse, in der eine geheimnisvolle Behörde äußerst ungewöhnliche und abenteuerliche Maßnahmen gegen Langeweile ergreift. Wie ist die Idee zur Reihe entstanden?

Sabrina J. Kirschner: Meine Literatur-Agentin gab den Anstoß. Sie meinte ich sollte doch mal in Richtung Schulthema überlegen. Leider war mein erster Gedanke „Echt jetzt? Schule? Wie unfassbar langweilig!“ Und schon war die Idee zur Behörde für Langeweilebekämpfung geboren … Nun ja, zumindest nachdem ich mich selbst davon überzeugen konnte, dass es tatsächlich eine ganze Menge total „unlangweiliger“ Schul-Kinderbücher gab. Bestes Beispiel ist natürlich die Harry-Potter-Reihe, die schlussendlich ja auch in einer Schule spielt. Einer etwas anderen Schule eben, genauso wie die „Unlangweiligste Schule“ eine etwas andere Schule ist.

Kinderbuch-Autorin Sabrina J. Kirschner im Interview

Leseliebe: Was ist Ihre schönste, was ihre schlechteste Erinnerung an Ihre eigene Schulzeit?

Sabrina J. Kirschner: Meine schönste Erinnerung ist, der Tag, an dem wir unser Klassenzimmer streichen durften. Wir haben eine Wand ganz himmlisch mit Engelchen bemalt und die andere höllisch furchtbar mit Teufelchen.

Meine schlechteste Erinnerung an die Schulzeit: das Mobbing! Gefühlt wurde jedes zweite Kind (auch ich selbst) irgendwann mal von irgendwem gemobbt. Auch wenn ich nie so stark darunter gelitten habe wie andere (ich hatte tolle Freund*innen, die zu mir gehalten haben), so ist es doch etwas, das mich mit einem weinenden Auge an die Schulzeit denken lässt.

Leseliebe: Mit welcher der Figuren aus Ihrer ganz und gar unlangweiligen Buchreihe können Sie sich selbst am meisten identifizieren?

Sabrina J. Kirschner: Mit Frieda Geratwol. Ich war eine kleine Streberin, genau wie Frieda und bin (meist) sehr gerne zur Schule gegangen, wollte immer etwas Neues lernen und liebte (fast) alle Fächer. Maxe, den Klassenclown, gibt es nur im Doppelpack mit Streberfrieda, zusammen sind sie ein absolutes Dreamteam und allem gewachsen. Auch ich selbst hatte solche tollen Freundschaften und natürlich bin ich auch ihretwegen jeden Morgen sehr gerne in die Schule. Frieda ist außerdem sehr tierlieb, genau wie Maxe – das habe ich sozusagen mit beiden gemein. Neben menschlichen besten Freund*innen hattenich schon immer auch tierische beste Freund*innen.  

Sabrina J. Kirschner mit Kinderbuch und Pferd

Leseliebe: Und wie sieht Ihre persönliche Idealvorstellung von Schule und Unterricht aus?

Sabrina J. Kirschner: Für mich sollte Schule vor allem Spaß machen, denn nur so sind die Kinder motiviert zu lernen und in der Lage ihr Bestes zu geben. In einer idealen Welt sollte meines Erachtens viel mehr auf Stärken und Neigungen der Kinder eingegangen werden. Auch sollten die Stoffe praktisch im Alltag verankert sein und den Kindern lebensnah vermittelt werden. Soziale Kompetenzen müssten viel mehr gefördert werden und nicht einfach vorausgesetzt. Auch ein achtsames und verantwortungsvolles Miteinander kann gelernt sein (und die Aufgabe dies zu gewährleisten liegt natürlich bei uns Erwachsenen). Der Umgang mit Problemen und Herausforderungen abseits des Lehrplans sollte viel mehr Gewichtung erhalten. Ich bin zwar mit Sicherheit keine Pädagogin, aber ich denke, als Eltern weiß man, dass Kinder in einem Umfeld, in dem sie sich wohl und sicher fühlen viel mehr aufblühen und über sich hinauswachsen können. 

Leseliebe: Im Herbst 2023 kommt „Die unlangweiligste Schule der Welt“ sogar ins Kino und Sie selbst haben für den Film das Drehbuch verfasst. Was war für Sie an dem Projekt „Verfilmung“ am aufregendsten (= am unlangweiligsten)?

Sabrina J. Kirschner: ALLES. Ich war schon immer ein riesiger Fan des Kinos, habe mitunter Film studiert und sogar einiges an praktischer Berufserfahrung in der Branche gesammelt. Als Studentin durfte ich das Set der Buchverfilmung „Das Parfum“ von Patrick Süskind besuchen. Nie, nie, niemals hätte ich mir damals erträumen können, dass ich 15 Jahre später an meinem „eigenen“ Set stehen und zudem noch das Drehbuch geschrieben haben würde.

Somit war es natürlich ein unbeschreibliches Erlebnis für mich, die vielen Leute am Set zu beobachten, zu sehen wie sie ihre eigenen Ideen und ihre Kreativität durch meine Geschichte zum Ausdruck bringen. Das war fantastisch und einmalig. Keine Sekunde davon werde ich je vergessen und ich bin unendlich dankbar, dass so viele Menschen, schon so lange an meinem Traum mitgewirkt haben und es noch immer tun. Nicht nur am Filmset, sondern auch vorher schon im Verlag, in meiner Agentur, in der Produktionsfirma, beim Verleih und bald auch im Kino.

Sabrina J. Kirschner bei der Verfilmung von Die unlangweiligste Schule der Welt
Sabrina J. Kirschner bei den Dreharbeiten zur Kinderbuch-Verfilmung
Sabrina J. Kirschner bei den Dreharbeiten zu Die unlangweiligste Schule der Welt

Leseliebe: Welches Kinderbuch oder welche Lese-Situation hat in Ihrer eigenen Kindheit einen Anti-Langeweile-Eindruck hinterlassen, der bis heute nachwirkt und warum?

Sabrina J. Kirschner: Ich war eine absolute Leseratte und meine Eltern haben mir immer unheimlich viel vorgelesen – mein Papa hat sich sogar selbst Geschichten für uns ausgedacht und diese erzählt. Somit gab es auch wahnsinnig viele Bücher, die mich geprägt haben, doch am meisten waren es wohl Bücher wie „Die fünf Freunde“, „Das Sams“, „Die unendliche Geschichte“, „Ronja Räubertochter“, „Die rote Zora“ oder „Der Brief für den König“. Diese Bücher sind sehr unterschiedlich, aber alle wahnsinnig fesselnd und voller Spannung.

Ein wenig lustig war allerdings mein erster Kontakt mit der Harry-Potter-Reihe. Ich fand den Hype damals total nervig und wollte mich unbedingt diesem Trend verweigern. Dann saß ich allerdings im Flieger nach Südafrika und mir war schrecklich langweilig. Mein Bruder hatte gerade „Harry Potter: Stein der Weisen“ beendet, also hab ich – noch immer sehr genervt und bockig – die erste Seite gelesen … die Zeit verging danach auf jeden Fall „wie im Flug“.

Leseliebe: Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen magischen Wunsch frei und dürften drei Bücher bestimmen, die jedem Kind auf der Welt bei akuter Langeweile in die Hände fallen würden. Abgesehen von Ihren eigenen, für welche Bücher entscheiden Sie sich?

Sabrina J. Kirschner:

„Harry Potter“ – weil es keine Buchreihe gibt, die perfekter durchdacht ist.

„Die Tribute von Panem“ – weil die Geschichte, das Setting und die Figuren dich nie wieder loslassen.

„Die unendliche Geschichte“ – weil sie in einem Buch alles erzählt, was irgendwie wichtig sein könnte

Leseliebe: Ergänzen Sie doch netterweise den folgenden Satz für uns: Leseliebe ist …

Sabrina J. Kirschner: … direkt mit dem Sofa in fremde Welten zu reisen, die gesammelte Weisheit der Menschheit zu erkunden, tausend Leben zu leben und das immer wieder, bis man selbst ein Teil davon wird.

Zur Verfilmung

Autorin

Sabrina J. Kirschner

Sabrina Janine Kirschner studierte erst BWL und Film und danach in London noch Englische Literatur und Kreatives Schreiben. Sie war international als Turnierreiterin unterwegs, arbeitete als Drehbuchübersetzerin und als Kinderbuchlektorin. Heute konzentriert sie sich ganz und sehr erfolgreich aufs Kinderbuch-Schreiben. Zur Kinoverfilmung ihrer Reihe „Die (un)langweiligste Schule der Welt“ hat sie sogar das Drehbuch verfasst.

Sabrina J. Kirschner Autorin von Die unlangweiligste Schule der Welt

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