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Interview: 8 Fragen & Antworten zu Kinderyoga

Stress abbauen, Selbstbewusstsein stärken - unsere Expertin erklärt die Vorteile von Kinderyoga und gibt praktische Tipps.

Leseliebe: Liebe Sandra, im Kindergarten hast du viele Jahre lang Yoga mit den Kindern deiner Gruppen praktiziert und auch an einer Yogaschule Kinderkurse gegeben. Kannst du kurz erklären, was Yoga eigentlich ist?

Sandra Schmidt: Yoga ist eine alte indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen umfasst. Sie dient dem Menschen dazu, sich besser zu verstehen und eins zu werden mit dem Körper.

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Leseliebe: Was unterscheidet Kinderyoga von Erwachsenenyoga?

Sandra Schmidt: Beim Yoga für Erwachsene geht es oft um die Fitness und darum, den Körper herauszufordern. Viele nutzen Yoga zur Entlastung, als Ventil um den Druck von Beruf und Alltag abzubauen, seelisch und körperlichen Einklang zu finden. Im Kinderyoga hingegen geht es bewusst um den Wechsel von Anspannung und Entspannung, darum, das Selbstvertrauen, die Körperwahrnehmung und die Grob- & Feinmotorik zu fördern. Die Kinder erleben Methoden, die sie im Alltag einbauen können, wie z.B. Atemübungen, Kindermantras, Übungen zur Konzentration und Mandalas.

Leseliebe: Beim Thema „Kinder und Bewegung“ denkt man ja oft eher an auspowernde und spaßige Sportarten wie Fußball, Turnen oder Tanz. Hat Yoga auch etwas mit dieser Sportauffassung zu tun oder muss man Kinderyoga eher als Entspannungstechnik sehen?

Sandra Schmidt: In einer Kinderyogastunde kann es sehr wild und laut werden, denn die Kinder begeben sich auf eine Reise mit verschiedenen Stationen. Im Bereich der Anspannung erleben sie körperliche Herausforderungen, werden zu Tieren und schlüpfen dabei in unterschiedliche Rollen. Es wird gelaufen, gesprungen und gerollt, ehe sie dann wieder in die Entspannung wechseln. Mit diesem Wechsel von aktiver Anspannung und Entspannung können sich die Kinder sowohl körperlich verausgaben und Spaß haben als auch geistig Ruhe finden. Gleichzeitig lernen Kinder dadurch, ihren Körper zu spüren. Kinderyoga ist also eine Entspannungstechnik, aber auch Bewegung, Spiel und Sport.

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Leseliebe: Ab welchem Alter eignet sich Yoga für Kinder?

Sandra Schmidt: Meine eigenen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass bereits Kinder ab 3 Jahren an einer Kinderyogastunde teilnehmen können, wenn sie sich schon in einer festen Gruppe mit einer Bezugsperson und in einer Gemeinschaft bewegen. Ich habe auch in meiner Krippengruppe Elemente aus dem Yoga eingeführt und wurde positiv überrascht. Die Krippenkinder beobachten einfache Übungen und setzen diese im Alltag eigenständig um. Sie möchten aktiv beteiligt werden und reagieren positiv auf die Klangschalen Massage. Eine Klangschalen Massage hilft den Körper wahrzunehmen, denn durch den hohen Wassergehalt des Körpers, gehen die Schwingungen von der Klangschale in den Körper über.

Leseliebe: Was mögen Kinder an Yoga gerne? Gibt es bestimmte Übungen, die immer besonders gut ankommen oder hat jedes Kind andere Yoga-Vorlieben?

Sandra Schmidt: Kinder lieben an Yoga, dass der Körper ganz spezielle Körperstellungen einnehmen kann. Und es gefällt ihnen, dass sie das meist besser können als Erwachsene. Wenn sie eine Übung körperlich schaffen, an der die Erwachsenen motorisch scheitern, macht es die Kinder unheimlich stolz. Die Übungen (Asanas) bekleiden Wörter des Alltags und der Natur (Baum, Tisch) und werden beim Kinderyoga immer mit etwas zauberhaften und esoterischen Elementen begleitet, wie z.B. Klangschalen und Glöckchen. Besondere Lieblingsübungen habe ich bisher nicht beobachten können. Aber es gefällt den Kindern sehr, wenn sie dabei in eine Rolle schlüpfen können, wenn die Asanas in Geschichten verpackt sind.

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Leseliebe: Müssen Kinder irgendwelche Voraussetzungen für Yoga erfüllen und braucht man bestimmte Yoga-Utensilien oder kann jedes Kind sofort damit starten?

Sandra Schmidt:
Zunächst sollten die Kinder freiwillig und aus eigenem Antrieb Kinderyoga machen.
Es ist wichtig, dass ausreichend Zeit zur Verfügung steht.
Der Raum sollte gelüftet sein.
Das Kind braucht eine Matte und sollte auf jeden Fall barfuß sein und bequeme Kleidung mit viel Bewegungsspielraum tragen.
Eine Kuscheldecke, ein Kuscheltier und Entspannungsmusik runden die Vorbereitungen ab.
Die Kuscheldecke dient einfach dazu, nicht auszukühlen, wenn am Ende der Übungen eine Entspannung zu ruhiger Musik folgt und das Kuscheltier hilft dabei, die eigene Atmung sichtbar zu machen. Die Kinder und auch Eltern können sich auf den Rücken legen und das Kuscheltier auf dem Bauch positionieren. Das Kuscheltier hebt und senkt sich mit der Ein- und Ausatmung. Damit kann man eine bewusste Atmung trainieren. Alle Materialien sind für eine gemeinsame Yogazeit daheim geeignet.

Leseliebe: Wir stellen bei Leseliebe verschiedene Bücher für Kinderyoga vor, mit denen man auch zu Hause Yoga praktizieren kann, zum Beispiel in Lockdown-Zeiten. Warum ist Yoga für Kinder zu Hause eine gute Idee?

Sandra Schmidt: Kinderyoga fördert die Konzentration und die Motorik. Es hilft bei Schlafstörungen und fördert das Selbstvertrauen. Gerade in der Lockdown-Zeit stehen alle unter Strom, Eltern wie Kinder. Yoga ist da eine gute Möglichkeit, gemeinsam Zeit zu verbringen und etwas für Körper und Geist zu tun. Das stärkt den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl in der Familie und ermöglicht, dem Druck, der in dieser Zeit auf einen einschlägt, entgegen zu wirken.

Leseliebe: Hast du abschließend für die Eltern noch Tipps zur Umsetzung?

Sandra Schmidt: Kein Kind wird eigenständig anfangen Yoga zu machen. Es sollte von Eltern daher über Geschichten und Kinderbücher angeleitet werden. Da schafft auch eine Qualitätszeit zwischen Eltern und Kind. Und nach gewisser Zeit werden die Kinder sich eigenständig Elemente daraus in den eigenen Alltag übertragen. Eine Ausbildung ist nicht nötig, um Yoga mit Kindern zu machen. Wichtig ist jedoch, keinen Druck auf das Kind auszuüben und sich Zeit zu nehmen. Eine günstige Zeit für Kinderyoga ist für Schulkinder oft nach der Schule und dem Mittagessen, um mit Yoga den Schulstress abzustreifen. Nach ein paar körperlich herausfordernden Asanas und einer ausgedehnten Entspannung ist der Kopf wieder frei und der Druck des Alltags aus dem Körper raus. Danach fällt es den Kindern leichter, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Yoga hilft aber auch bei Einschlafschwierigkeiten, wenn der Körper nicht zur Ruhe kommen kann. Da kommt wieder das Prinzip der Anspannung und Entspannung zum Tragen. Denn nur, wenn ich Anspannung erlebt habe, kann ich auch Entspannung zulassen.

Erzieherin

Sandra Schmidt

Sandra Schmidt hat nach ihrer vierjährigen Erzieherausbildung über zehn Jahre im Elementarbereich gearbeitet und ist danach in den Krippenbereich gewechselt. Nachem sie die wohltuende Wirkung Yoga für sich selbst entdeckt hatte, wollte sie das auch an andere weitergeben. So hat sie zuerst den Grundkurs zur Yogalehrerin gemacht und dann einen Kinderyoga Schein. Später hat sie sich zusätzlich zur Entspannungstrainerin mit Anleitung für progressive Muskelentspannung und autogenem Training schulen lassen. Leseliebe im Kindergarten bedeutet für sie, dass Kinder einen ganz großen Wert ins Lesen hineinlegen und die Bücher selbst wirklich lieben.  

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