Mein erster Kinderbuch-Detektiv war Emil. Noch bevor die Abenteuer von „TKKG“ und den „drei ???“ im Kassetten-Rekorder heiß zu laufen drohten, mussten mir meine Eltern die Geschichte von Erich Kästner immer und immer wieder vorlesen. Die Kurzversion: Emil reist von Neustadt nach Berlin. Im Gepäck hat er 140 Mark für die Großmutter. Das Geld wird – wie es sich für eine Detektiv-Geschichte gehört – gestohlen und zwar von einem verdächtigen Mitreisenden namens Grundeis. Statt zur Polizei zu gehen, macht sich Emil in diesem tollen Abenteuer lieber mit Hilfe von Berliner Kindern an die Verfolgung des Diebes. Für mich selbst war „Emil und die Detektive“ eine Art Initialzündung. Ab sofort wollte ich so viele Detektivgeschichten wie möglich lesen oder hören. Die nächsten Detektive, an die ich mich erinnere, sind Kalle Blomquist und seine Freunde Anders Bengtsson und Eva-Lotta Lisander. Sie stammen aus der Feder der wunderbaren Astrid Lindgren. Meistens liegt der selbsterkannte Meisterdetektiv Kalle im Garten und denkt sich wilde Geschichten aus. Doch dass er auch wirklich ermitteln kann, beweist er, als er einen echten Juwelendieb überführt. Wie alle Lindgren Bücher ist auch Kalle Blomquist eine große Freude für Groß und Klein. Und bis heute habe ich die Titelmelodie der Hörspiele im Ohr.
Gastbeitrag: Meine größten Detektiv-Helden im Kinderbuch
Diebe jagen und spannende Rätsel lösen – hier gibt’s persönliche Tipps für spannende Kinderbücher und Detektive!
Ermittlungen vor dem Kassetten-Rekorder
Sehr einprägsame Kindheitserinnerungen sind auch die Abenteuer von „TKKG“. Tim, Karl, Klößchen und Gabi leben in der Großstadt und haben einen Detektiv-Club gegründet – vor inzwischen 40 Jahren. Das erste Hörspiel erschien schon 1981 und läuft seither ziemlich erfolgreich in deutschen Kinderzimmern. Auch ich ermittelte zu Grundschulzeiten eifrig vor meinem Kassettenrekorder – ältere LeserInnen erinnern sich an dieses Medium. Einmal pro Woche, kurz vor dem Kindertheater, besuchte ich die Stadtbücherei und suchte fieberhaft nach neuen TKKG-Abenteuern oder Folgen, die ich noch nicht 100-mal gehört hatte. Richtig lange hielt meine TKKG-Liebe aber nicht. Durch ein altes Buch meines deutlich älteren Halbbruders stieß ich auf die Konkurrenz aus Rocky Beach („Die drei ???“). Im Prinzip gab es kaum Unterschiede zwischen den Detektiv-Büros. Beides sind Heranwachsende, die der Polizei bei der Vermittlungsarbeit halfen und dabei kaum älter wurden. Doch irgendwie versprühte Rocky Beach noch mehr Coolness, mehr Abenteuer und war schon mehr etwas für die Großen. TKKG gehörte in die Grundschule, mit den drei ??? ging es aufs Gymnasium.
Die drei ??? – für mich Spannung zum Einschlafen
Mit zehn Jahren hätte ich jedenfalls gerne mal Urlaub in Rocky Beach gemacht: Justus, Peter und Bob hatten immer Ferien, ihr Versteck lag auf einem Schrottplatz. Sie lösten spannende Rätsel und wagten sich sogar in tiefe Höhlen und auf einsame Inseln. Anfangs chauffierte sie noch ein Rolls-Royce samt Fahrer durch die Berge von Hollywood. Cooler geht es kaum, oder? Bis heute kann ich mich dem Reiz der drei ??? nicht entziehen. Nach kurzer, pubertätsbedingter Pause fand im Studium meine Leidenschaft für die drei Jungs wieder – ausgelöst von einer Live-Lesung mit den Sprechern um Oliver Rohrbeck. Inzwischen habe ich alle Hörspiele gehört. Und seitdem ich Vater bin, sind diese Hörspiele umso mehr ein wichtiger Teil meines Alltags. Denn mit kleinen Kindern muss man oft mitten in der Nacht aufstehen und Händchen halten. Während mein Sohn dann in der Regel schnell wieder im Land der Träume weilt, fällt mir das Wiedereinschlafen oft schwer. Die Lösung: Ich greife zum Kopfhörer und lasse „Die drei ???“ laufen und nach spätestens zehn Minuten bin auch ich im Land der Träume. Um eine ganze Folge durchzuhören, brauche ich allerdings viele Anläufe oder eine lange Auto- oder Zugfahrt ohne Einschlafgefahr. Das stückchenweise Hören macht natürlich auch das Miträtseln etwas schwieriger. Umso größer ist meine Vorfreunde, endlich mit meinem Sohn gemeinsam auf Verbrecherjagd zu gehen. Mit seinen vier Jahren stehen wir allerdings erst am Anfang der Detektivgeschichten. Ein paar Ideen für den Einstieg habe ich trotzdem.
Empfehlenswerte Spürnasen und Verbrecherjäger
Besonders eine detektivische Buchreihe habe ich für die Ermittlungen mit meinem Sohn fest ins Auge gefasst und zwar die Abenteuer von Rico und Oskar. Für Kinderbuchkundige Eltern sind diese Bücher von Andreas Steinhöfel sicher kein Geheimtipp mehr, trotzdem kann man sie einfach nicht genug empfehlen. Rico ist tiefbegabt, wie er es nennt und wohnt mit seiner Mutter in Berlin Kreuzberg. Oskar ist jünger, hochbegabt und trägt immer einen Sturzhelm, wenn er aus dem Haus geht. Trotzdem freunden sich die beiden schnell an. Als Oskar eines Tages entführt wird, beweist Rico viel Klugheit und Mut und rettet seinen Freund. Neben der Spannung der Detektiv-Geschichten leben die vielfach ausgezeichneten Bücher von einer wunderbaren Milieu-Studie, frei von Wertung, treffend und liebevoll. Eine tolle Detektivreihe hat auch Kirsten Boie geschrieben: „Thabo. Detektiv und Gentleman“. Der Junge lebt im afrikanischen Örtchen Hlatikulu und ermittelt mit seinen Freunden Sifiso und Emma gegen Wilderer und andere Umweltverbrecher. Neben den spannenden Büchern sind auch die vom NDR produzierten Hörspiele sehr zu empfehlen.
Natürlich werde ich auch die Klassiker meiner Kindheit irgendwann rausholen – Emil, Kalle und auch Justus und seine Freunde. Den Anfangsjahren der letzteren widmet sich die „drei ??? Kids-Reihe“. Aus „Recherche-Gründen“ habe ich mal reingehört und war positiv überrascht. Die Fälle sind deutlich kindgerechter als ein „Tanzender Teufel“ oder „Der lachende Schatten“, trotzdem habe ich als erwachsener Drei-???-Fan durchaus meine Freude daran. Und vielleicht schlafen mein Sohn und ich bald gemeinsam bei einem Abstecher nach Rocky Beach ein.
Welche Detektiv-Geschichten mögt ihr am liebsten? Welchen Fall würdet ihr gerne aufklären? Und wie würde euer Detektivbüro heißen? Verratet es uns in den Kommentaren!
Birk Grüling
Birk Grüling ist vormittags schreibender und nachmittags spielender und vorlesender Papa. Als freier Autor schreibt er nicht nur Texte für Kinder, sondern auch für Medien wie Spiegel Online, RND, Süddeutsche Zeitung, Eltern oder DAD über Väterrollen, frühe Kindheit und digitale Bildung. Leseliebe ist für ihn ... eine tolle Gelegenheit für gemeinsame Momente zum Kuscheln und Träumen.
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