opulent - unterhaltsam - informativ

In diesem wunderschön bebilderten Sachbuch über heimische Tierarten versammeln sich 34 Tiere in ausführlichen Einzelporträts, 5 Kurzvorstellungen zu Mufflon, Konik & Co. und zusätzlichen Mini-Präsentationen von 27 fliegenden und nicht-fliegenden Mäusen. Es gibt also reichlich zu entdecken. Und das auf ungewöhnlich unterhaltsame Weise. Denn statt sachlich-nüchtern erzählen die Texte von den Tieren mit Witz und Tempo, spannend und originell. Ein Rothirsch spräche bestimmt sehr vornehm, heißt es da und sein Brüllen klinge wie schamlose Cola-Rülpse. Panische Wildschweine knallten – „bamm!“ – wie aus einer Kanone und die süßen Rehe hätten Augen so „glänzend wie ein Teich bei Mondschein“. Bis hin zu Küste und Meer erfährst du auf diese atmosphärisch dichte Erzählweise aufregendes Insider-Wissen über Tiere. Du lernst den Unterschied zwischen Marderhund und Waschbär kennen oder bekommst einen Crash-Kurs in Eichhörnchensprache. Und on top gibt es wertvolle Beobachtungstipps und Fährten-Hinweise für deinen nächsten Ausflug in die Natur.  

Die erzählende, anekdotische Form macht das Sachwissen unglaublich packend. Du wirst direkt angesprochen, durch Fragen und eine flotte, bildhafte Sprache emotional einbezogen. Einmal kurz reinschauen und zuklappen, funktioniert daher bei diesem Buch nicht. Hat man ein Bild gesehen oder einen Satz gelesen, ja, es reichen eigentlich schon die Überschriften, wird man reingezogen in die Besuchsreise durch die heimische Tierwelt. Und dabei erfährst du viel mehr über die Tiere als gewöhnlich in tierischen Sachbüchern. Bouwien Jansen und Lotte Stegemann erzählen auch von der gesellschaftlichen Stellung der Tiere. Was eine Internet-Recherche zur Hausmaus ergibt zum Beispiel, was Menschen über Fuchs und Ratte, Wildkatze und Rothirsch denken. Augenzwinkernd werben sie dabei für gute Nachbarschaft mit den Tieren und widmen ein Kapitel dem ‚bösen Nachbarn‘ Mensch. Toll, das Buch will etwas bewirken! Andrea Kluitmann hat das Buch wunderbar aus dem Niederländischen ins Deutsche übertragen. Das Ergebnis ist ein Buch, das viel Spaß bringt, einen extraleichten und schönen Zugang zu tierischem Wissen bietet und sich perfekt zum Vorlesen eignet. 

Ach, diese Bilder … so schön. Die hinreißenden Illustrationen von Marieke Nelissen werden alle Tier-Fans begeistern. Und auch die restliche Aufmachung macht den Bildband zu einem Buch, das man immer und immer wieder durchblättern und anschauen mag. Direkt beim Tiernamen als Kapitelüberschrift findet sich noch eine zweite Überschrift, mit einer bildhaften, pointierten, oft witzigen Beschreibung. „Listiger Stinker“ steht zum Beispiel beim Iltis und bei der Bisamratte „Wasserrattenkaninchenwühlmausdingsbums“. Daneben gibt’s dann für den ersten Eindruck noch eine kleine Skizze und am Ende Boxen mit ‚Fuß‘- und Kot-Spuren sowie Angaben zur Tiergröße. Der einleitende Absatz ist fett und farbig gedruckt und macht das, was ein sogenannter Teaser machen soll: Er weckt die Neugier auf das, was folgt. Denn wenn du liest, dass der Hermelin Kaninchen mit einem tödlichen Tanz hypnotisiert oder dass es Delfine in der Nordsee gibt, musst du einfach weiterlesen. Wie ist das jetzt genau?  

Habt ihr bereits viele Tierbücher zu Hause? Eher Sachbücher oder tierische Geschichten? Was ist dir bei einem Buch über heimische Tiere wichtig? Gehst du mit deinem Kind manchmal auf Fährtensuche oder in den Wildpark? Schreib uns einen Kommentar!