lustig - warmherzig - inspirierend

„Roberta & Henry“ zeigen: Es ist alles nur Ansichtssache und mit einem Freund sieht gleich alles anders aus. Entdecke ein ganz wunderbares Bilderbuch über Selbstwahrnehmung und Freundschaft.  

Die Giraffe Roberta findet ihren Hals schrecklich. Er ist viel zu lang und zu scheckig. Nichts an ihrem Hals gefällt ihr. Er ist einfach zu … halsig. Roberta hat das Gefühl, dass alle anderen Tiere ihren Hals anstarren und versucht, ihn zu tarnen. Sie trägt Krawatten, versteckt sich hinter Büschen oder Gräben, doch das blöde Gefühl bleibt. Was haben die anderen Tiere doch für schöne Hälse! Roberta ist fix und alle. Da trifft sie durch Zufall auf Henry, die Schildkröte. Henry ist mit seinem Hals genauso unzufrieden wie Roberta, wenn auch aus den gegenteiligen Gründen. Sein Hals ist zu kurz, einfach nicht halsig genug. Deswegen kann er nie eine Banane vom Baum pflücken und probieren, wie sie schmeckt. Wie gut, dass Roberta mit ihrem langen Hals dieses Problem schnell lösen kann. Henry ist voller Bewunderung. Umgekehrt findet Roberta Henrys Hals elegant und würdevoll. Die gegenseitige Anerkennung tut so gut und zwei Freunde haben sich gefunden.  

Das Bilderbuch „Roberta & Henry“ heißt im amerikanischen Original von Jory John „Giraffe Problems“ und wurde von Andreas Steinhöfel mit treffsicherem Ausdruck ins Deutsche übersetzt. Treffsicher ist die Übersetzung schon deshalb, weil sie einen besseren Titel für das wunderbare Bilderbuch findet. Denn auch wenn es um Probleme mit dem Ich, um Selbstwert und Identität geht, ist die Lösung für alles hier die Freundschaft. Die „Giraffen Probleme“ sind nämlich auch Probleme, mit denen sich andere herumschlagen müssen: Selbstzweifel. Sie verbinden sogar so gegensätzliche Wesen wie Giraffe und Schildkröte miteinander. Und so entsteht eine Freundschaft, die man nie für möglich gehalten hätte. Die Botschaft ist deutlich: Es ist normal, sich auch einmal unwohl in seiner Haut zu fühlen. Aber das ist nur eine Sache der Perspektive. Und irgendwo gibt es jemanden, der sich genauso fühlt wie du. Zwei Namen mit einem UND dazwischen: Das ist die geniale Quintessenz davon.

Der Text in „Roberta & Henry“ ist reiner Dialog. Jede Stimme bekommt eine andere Schrift und eine eigene Farbe. Statt Erzählerdistanz bist du dadurch mittendrin. Roberta spricht direkt mit dir, so wie eine frustrierte Giraffe eben spricht: „Tatsache, mein Hals macht mich fertig.“ Dann wirst du zum Beobachter der Gespräche zwischen „Roberta & Henry“. Die Schrift fügt sich dabei in die außergewöhnlichen, künstlerischen Bilder von Lane Smith ein. Die Hintergründe sind meist weiß mit zarten Sprenkeln oder Linien. Viele Elemente sehen aus, als wäre ein feinzahniger Spachtel schwungvoll durch Farbe gezogen worden oder als wären sanfte Pastellfarben mit einem geknüllten Tuch abgetupft worden. Ergänzt mit geraden Linien, geometrischen Formen und kräftigen Farbelementen sind die Bilder gelungen kindgerecht, witzig und verlocken zu ausgiebiger Betrachtung. Dieses Buch ist damit nicht nur für alle geeignet, die ihren Hals zu halsig finden. Es ist auch eine wertvolle Inspiration zu einem gesunden Selbstbild und Offenheit gegenüber anderen, mit denen uns vielleicht mehr verbindet, als wir auf den ersten Blick glauben mögen.  

Kennst du noch andere Kinderbücher, die ein gesundes Selbstwertgefühl vermitteln? Findest du solche Bücher wichtig? Wie gefallen dir die Bilder in „Roberta & Henry“? Schreib uns einen Kommentar!