modern – mitreißend– ermutigend

Was wäre, wenn Prinzessinnen nicht auf ihren Prinzen warten, sondern ihr Glück selbst in die Hand nehmen? Das wäre revolutionär für die Märchenwelt und ein herrlich unkonventionelles Märchenbuch für eure Märchen-Vorlesestunde zu Hause. „Power to the Princess“ ist so ein Buch und hat es mit seinen erfrischenden Ideen auf direktem Wege in die Herzen der Leseliebe-Redaktion geschafft. Da ist Belle, die Mutige, die das Monster zähmt und danach zu einer Undercoveragentin der Märchenland-Polizei aufsteigt, Spezialgebiet: Flüche. Oder Rotkäppchen, das sich für den Artenschutz wildlebender Wölfe einsetzt, damit diese nicht mehr Hunger leiden und auf der Suche nach Nahrung in die Wohnhäuser der Menschen eindringen müssen. Da ist Rapunzel, die ihren Turm umbaut und eine weltberühmte Architektin für magische Gebäude wird. Oder Schneewittchen, die zu einer Botschafterin für wahre, innere Schönheit wird. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie sind auf der Suche nach Selbstverwirklichung, nach einer Aufgabe, die ihnen Spaß macht und ihrem Leben einen Sinn gibt.

Gerade für Mädchen ist es wichtig, in Büchern Rollenvorbilder zu finden, die ihr Selbstbewusstsein als Mädchen stärken. Identifikationsfiguren, die ihnen vermitteln, dass grundsätzlich erst einmal alles möglich ist, ihnen alle Türen offen stehen. Daher ist es eine angenehme Überraschung, dass die Prinzessinnen in dieser Märchensammlung nicht ihre klassischen Rollen einnehmen, in denen sie nur glücklich werden können, wenn sie der sehnlichst erwartete Märchenprinz erlöst. Hier ist das Gegenteil der Fall: Beherzt nehmen sie ihr Schicksal selbst in die Hand und überraschen damit nicht nur so manchen Prinzen, sondern auch uns, die Leserinnen – und die Leser. Denn auch Jungen würde die Leseliebe-Redaktion dieses so wunderbar den Horizont erweiternde Buch empfehlen. Über die Genderthematik hinaus werden behutsam und kindgerecht weitere aktuelle gesellschaftliche Themen wie Diversität und Inklusion aufgegriffen. So hat Rapunzel beispielsweise dunkles Haar und eine dunkle Hautfarbe, während sich in „Die kleine Meerjungfrau“ zwei Prinzessinnen so sympathisch sind, dass sie am Ende heiraten.

Ohne Zweifel ist dieses Märchenbuch ein ganz besonderer Schatz. In rotes Leinen gebunden, mit Goldprägungen auf dem Bucheinband wirkt es wie eine klassische Märchensammlung, aber bereits der Titel und die Coverillustration lassen etwas Ungewöhnliches vermuten. Schlägst du es auf, lies unbedingt zuerst das Vorwort der Autorin. Sie berichtet dort von ihrer Teilnahme an der IKMA, der Internationalen Konferenz des Magischen Adels, auf der sie Belle, Aschenputtel und die anderen Prinzessinnen getroffen und interviewt hat. „Wenn unsere Fans doch nur wüssten, wie wir wirklich sind!“, klagt beispielsweise Dornröschen. Dieser Wunsch sei ihr mit dieser ebenso wundervollen wie ungewöhnlichen Märchensammlung erfüllt. Ideal zum Vorlesen und Vergleichen, wie sich diese modernen Märchen von den klassischen unterscheiden, wo genau die Geschichten einen so ganz anderen Verlauf nehmen. Ein Buch, das Horizonte öffnet, Mut macht und Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten verleiht!

Interessieren dich moderne Märchen oder liebst du eher die Klassiker? Haben dich die klassischen Rollenverteilungen in Märchen schon einmal gestört? Sprichst du mit deinem Kind darüber? Schreib uns einen Kommentar!