lustig - magisch - hilfreich

Hexe Holunda und Zauberer Hector leben schon seit mehr als zweihundertsiebzig Jahre zusammen in einem windschiefen Häuschen mitten im Düsterwald. Dass das schon so lange gutgeht, ist durchaus erstaunlich, weil Holunda und Hector eigentlich grundverschieden sind: Hector liebt seine Zauber-Pflanzen, ist ruhig und leise, während die wilde, chaotische Holunda ein riesiges Herz für Tiere hat. Und weil sie Tiere so gerne mag, überzeugt sie Hector eines Tages, sich Haustiere anzuschaffen. Natürlich werden diese von dem magischen Pärchen gemeinsam gezaubert. So entstehen vier lustige neue und sprechende Tierarten: ein Kund, eine Fleule, ein Einchen und ein Spisch. Eine Zeit lang ist alles wunderbar, doch irgendwann streiten Hector und Holunda immer mehr. Schließlich finden sie, es wäre besser, wenn Hector auszieht. Schockschwere Not! Oder doch nicht? In der wirklich zauberlichen Geschichte finden die Hexe und der Zauberer für alles eine Lösung. Und das gilt auch für die anderen wundersam verhexten wie absolut typischen Familien-Katastrophen rund um das Thema Scheidung.

„Hector und Holunda“ ist eine Geschichte über Familienkrisen. Das klingt erst einmal alles andere als lustig, ist es überraschenderweise aber doch. Tierwesen mit flotten Sprüchen, ein Hexen-Wettfliegen (auf einem Staubsauger) und ein Versteckspiel mit Unsichtbarkeitszaubern sorgen für reichlich Spaß beim Lesen. Und dieser Spaß ebenso wie die ganzen fantasievollen Verrücktheiten puffern all die schwer verdaulichen Entwicklungen der Geschichte auf ein gut verträgliches Maß. Das bietet die Möglichkeit, über eigene Realitäten ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig spendet die zauberliche Geschichte Scheidungskindern einen tröstlichen Funken Magie und das Gefühl, mit der Situation nicht alleine zu sein. Ja, selbst Phantasiewesen im Düsterwald wissen, wie es ist, wenn Eltern sich trennen. Sie verbringen Wochen hier und Wochenenden dort, lernen neue Partner der Eltern kennen und zweifeln daran, wo sie wohnen sollen. Und wie so oft im echten Leben, wird auch hier das Vermissen der Tiere (=Kinder) mit teuren Geschenken kompensiert, den Zauberkugeln. Ganz modern bezieht sich die Düsterwald-Geschichte damit auf Smartphones für Kinder. Sie zeigt, dass es Absprachen und Regeln braucht und dass eine fahrlässige Nutzung der „Zauberkugeln“ ernsthafte Gefahren birgt. Wieder bietet dir die Geschichte einen großartigen Gesprächsanlass und mit dem fröhlichen Happy End außerdem die Zuversicht, dass anders auch gut sein kann.

Wenn sich Eltern trennen, macht das die Kinder traurig. In dieser Geschichte aber bekommt die schwarze Traurigkeit bunte Humor- und Zuversichtskleckse. Auf jeder Seite findest du verspielte, lustige Zeichnungen mit zarten Farben und cartoonhaften Figuren. Die Illustrationen sind witzig, schräg und eigenwillig, ebenso wie die zahlreichen Wortschöpfungen von „Holundapopunda“ bis „Spitzenpupitzenidee“. Die geben der Geschichte neben einem hohen Unterhaltungsfaktor auch einen liebevollen und versöhnlichen Touch. Dabei ist vielleicht das Wichtigste von allem: Es entsteht auch nicht den kleinsten Moment der Eindruck, dass die Trennung irgendetwas mit den Tieren (=Kindern) zu tun haben könnte oder auch nur das geringste Bisschen daran ändert, wie lieb sie gehabt werden. Und Hector und Holunda zeigen den Kindern (und vielleicht auch den Eltern?), dass sich die Partner auch nach der Trennung noch viel bedeuten können. Die Leseliebe-Redaktion findet: Das wärmt das Herz!

Nutzt du Kinderbücher, um mit deinem Kind über schwierige Themen ins Gespräch zu kommen? Hast du ein Beispiel für uns? Mag dein Kind Hexen und Zauberer? Welches sind seine Lieblingsgeschichten über Magie? Schreib uns einen Kommentar!