ermutigend – abwechslungsreich – kunterbunt

Dieser bildreiche Sammelband vereint 12 diversitätssensible Vorlesegeschichten für Kinder ab 5 Jahren. Dazu haben 24 Kinderbuchverfassende und Kreative rund um die Afrikawissenschaftlerin Josephine Apraku ihre Alltagserlebnisse oder märchenhafte Geschichten aufgeschrieben und illustriert. Einige Erzählungen basieren dabei auf tatsächlichen Erfahrungen, andere sind davon inspiriert, was sie als Kind gerne gehört hätten. Ein Beispiel ist die Geschichte von Fikri Anıl Altıntaş, die von einem türkischstämmigen Jungen erzählt. Dieser wird wegen des Geruchs seines Schafskäse-Böreks von anderen Kindern gehänselt, während sie selbst ihre „biologisch wertvollen“ Butterbrote verspeisen. Diese schmerzliche Ausgrenzung wird jedoch liebevoll von seinen Eltern aufgefangen, die ihn ermutigen, stolz zu seiner Kultur zu stehen. Auch Freundschaft kann Kindern Rückhalt bieten, wie in der Geschichte „Felix und Felicia“ über ein Kind auf Identitätssuche. Ein ermutigendes Vorlesebuch, das auf vielfältige Weise die Bedeutung von Gleichberechtigung und Wertschätzung aller Menschen verdeutlicht und zum Nachdenken anregt – damit jeder „ganz normaler Tag“ für alle lebenswert wird.

Kinder können bereits im Kindergarten oder in der Schule mit Ausgrenzung und Rassismus in Berührung kommen. Doch wie erklärt man ihnen, was diskriminierendes Verhalten bedeutet? Dieser Sammelband bietet eine Antwort mit empowernden Alltagsgeschichten und fantasievollen Erzählungen, die Kinder ermutigen und sensibilisieren. Dabei sprechen die Geschichten für sich und lassen Raum für Selbstreflexion und Gespräche. Wie fühlt sich wohl jemand, der seine Heimat verlassen musste und sich in einer endlosen Schlange vor dem „Nicht-EU-Pässe“-Schild wiederfindet? Zu den verschiedenen Verfassenden gehören dabei unter anderem Debora Antmann, Michaela Dudley, Hami Nguyen, Eric Otieno Sumba und Lukas Scholz. Aber auch Behzad Karim Khani, Angelo Camufingo, Senthuran Varatharajah und Ozan Zakariya Keskinkılıç haben aufrüttelnde Erinnerungen beigesteuert. Alle Geschichten sind dabei leicht verständlich geschrieben und nutzen durchweg eine diversitätssensible Sprache. So verwendet Yezenia León Mezu beispielsweise Neopronomen wie „dey“, die sich an non-binäre Personen richten. Somit kann diese Geschichtensammlung dabei helfen, Diskriminierung zu erkennen und aufzulösen.

Neben einfühlsam erzählten Geschichten besticht diese gebundene Ausgabe durch ihre abwechslungsreiche Gestaltung. Denn alle Texte wurden von verschiedenen kreativen Personen illustriert, die sich für rassismuskritische Bildung engagieren. Die unterschiedlichen Zeichenstile verleihen jeder Erzählung damit eine einzigartige Note und machen das Buch facettenreich. Kleine Porträts der jeweiligen Verfassenden und Kunstschaffenden, die jedem Text vorangestellt sind, demonstrieren zudem die persönliche Verbindung zu den Geschichten. Die farbenfrohen Illustrationen stammen dabei von Beno Meli, Saliha Soylu, İrem Kurt, Faezeh Shakoori und Kaussar Naji. Darüber hinaus begeistern Ayşe Klinge, Büke Schwarz, Marissa Macipe y del Amo, Abigail Edele und Sharonda Quainoo mit ausdrucksstarken Zeichnungen. Besonders berührend finden wir die Geschichte „Wenn wir dortgeblieben wären“ über eine Einwandererfamilie, illustriert von Denis Faneites. Denn seine kunstvollen Zeichnungen fangen Emotionen eindrucksvoll ein und machen sie für Kinder leichter begreifbar. Eine wichtige Geschichtensammlung mit faszinierenden Bildern, die bewegende Einblicke bietet und eine hervorragende Gesprächsgrundlage für Erwachsene und Kinder liefert.

Hat dein Kind schon mal von eigenen Erfahrungen im Hinblick auf Alltagsrassismus berichtet? Wie wird in eurer Familie über Menschen gesprochen, die verschiedenen Kulturkreisen angehören? Wie wichtig findest du Kinderbücher, die bewusst die Themen Rassismus und Diskriminierung ansprechen? Schreib uns einen Kommentar!