weise - berührend - warmherzig

Eines Tages erscheint ein seltsames Tier und zieht einen großen Koffer hinter sich her. Es ist müde und ängstlich. Vogel, Hase und Fuchs finden den Fremden sehr komisch. Was will er hier? Woher ist er gekommen? Und was hat er alles in seinem Koffer? Die drei werden misstrauisch, als er ihnen erzählt, dass er seine Lieblingstasse und auch sein Zuhause in seinem Koffer habe. Als der Neuankömmling vor lauter Erschöpfung einschläft, brechen sie aus Neugier seinen Koffer auf. Sie entdecken eine zerbrochene Tasse und ein Foto von ihm lächelnd vor seinem früheren Haus. Nun haben Hase, Fuchs und Vogel ein furchtbar schlechtes Gewissen und möchten dem Fremden eine wunderschöne Überraschung bereiten, um ihn bei sich willkommen zu heißen. 

Der Text besteht hauptsächlich aus Dialog. Die einzelnen Aussagen stehen dabei über dem Kopf des sprechenden Tieres. Als unmittelbarer Beobachter des Gesprächs wirst du eingeladen, dich in die Figuren hineinzuversetzen, dich vielleicht sogar wiederzufinden. Bist du skeptisch wie der Fuchs, vorsichtig wie der Hase, neugierig wie der Vogel oder bist du vielleicht sogar irgendwo ganz neu dazugestoßen? Denn die Geschichte von Chris Naylor-Ballesteros lässt sich auf viele Situationen übertragen: Sowohl auf Menschen, die aus fernen Ländern anreisen, aber auch auf neue Mitglieder in der Schulklasse, der Kita-Gruppe oder der Nachbarschaft. Außerdem stellt das Buch sowohl den Fremden als auch die Tiere, bei denen er ankommt in den Mittelpunkt. Gerade sie tragen schlussendlich dazu bei, dass er endlich ein neues Zuhause findet und sich nach langer Reise wieder geborgen fühlt. Damit ist dieses Bilderbuch ein starkes Plädoyer für Toleranz und dafür, genau zuzuhören und Fremden mit Offenheit zu begegnen. 

Während die anderen Tiere in gedeckten, unauffälligen Erdtönen gemalt sind, sticht der Fremde durch seine blaue Farbe sowie seine ungewöhnliche Form deutlich hervor. Doch im Verlauf wandelt er sich vom Sonderling zum goldigen Herz-zum-Schmelzen-Bringer. Große doppelseitige Bilder stellen seine beschwerliche Reise imposant dar und alle Abbildungen, die Szenen seiner Vergangenheit zeigen, erhalten eine gelblich-bräunliche Färbung. Das verleiht ihnen das Aussehen alter Sepia-Fotografien und sofort wird klar, dass diese Zeiten leider vorüber sind. Jedoch blickst du zum Schluss auf eine Wand, an der zwei Fotos hängen: Auf beiden sitzt der Neuankömmling mit der Tasse an einem Tisch. Während er auf dem ersten in seiner alten Heimat noch allein in die Kamera lächelt, ist er auf dem zweiten von seinen neuen Freunden umgeben. Diese Illustration fasst die Botschaft grandios zusammen: Jeder Abschied fällt schwer, bietet aber gleichzeitig die Chance auf einen fantastischen Neuanfang.  

War dein Kind schon einmal irgendwo „der/die Neue“? Wie hast du es auf diese Situation vorbereitet? Möchtest du uns noch andere Bücher empfehlen, die dazu aufrufen, offen aufeinander zuzugehen? Schreib uns einen Kommentar!