Oskar macht mit seinen Eltern Segelurlaub im Mittelmeer. Vier Wochen lang. Boah, ist das langweilig ohne einen Freund dabei. Doch dann entdeckt die dreiköpfige Familie plötzlich etwas im Meer: zwei Kinder in einem Rettungsring. In einer dramatischen Rettungsaktion holen sie die Kinder aus dem Wasser und finden nach und nach heraus, dass es Flüchtlinge aus dem Kongo sind. Ihre Eltern leben nicht mehr. Was nun? Hafenstadt um Hafenstadt segelt die Familie an, um die Kinder in einem Flüchtlingslager unterzubringen. Doch niemand fühlt sich zuständig, überall werden sie abgewimmelt. Währenddessen freundet sich Oskar immer mehr mit dem Mädchen Nala und ihrem kleinen Bruder Moh an. Dass seine Eltern die Kinder loswerden wollen, macht ihn wütend und traurig. Doch was kann er schon tun?
bewegend – abenteuerlich – megaspannend
ab 10 Jahren
Für Kinder packend erzählt: Was fängt man mit zwei Flüchtlingskindern an, die man im Segelurlaub aus dem Wasser fischt?
Ein aufwühlend spannendes Flüchtlingsabenteuer
Für ein offenes Herz und einen offenen Verstand
Das Buch stammt von Autorin Cornelia Franz, die sich schon lange in der Flüchtlingshilfe engagiert. Die Idee zu diesem Buch kam ihr dann bei einem Segeltörn im Mittelmeer. Sie hat also Ahnung von dem, worüber sie schreibt. Und das merkt man jedem einzelnen Wort an. Die ganze Geschichte wirkt so echt und wahr und natürlich, dass es einem unheimlich leichtfällt, Herz und Verstand mit voller Kraft mitsegeln zu lassen. Die Perspektive der Geschichte folgt dabei ganz der Sicht des zehnjährigen Oskars. Das gelingt ohne Brüche, einfühlsam, authentisch und rundum überzeugend. Gleichzeitig verleiht die kindliche Sicht den fürchterlichen und bedrückenden Ereignissen das Flair eines aufregenden Abenteuers. Oskar begegnet den anderen Kindern von Kind zu Kind, auf einer rein menschlichen, anteilnehmenden Ebene. Aus dieser Sicht heraus sind die erwachsenen Bedenken, die bürokratischen Hürden und festgefahrenen Konzepte harter Kritik ausgesetzt. Dennoch wird auch um Verständnis geworben. Toll, genau so funktioniert differenzierte Auseinandersetzung!
Ein richtig gutes Kinderbuch
Es gibt kein einziges Bild im Buch. Trotzdem hinterlässt das Lesen so intensive Eindrücke, dass man sich fühlt, als wäre man wirklich gerade wochenlang durch das Mittelmeer gekreuzt. Man spürt den heißen Wüstenwind auf der Haut, schmeckt die salzige Luft und hört die Stille auf dem Meer. Die Ernsthaftigkeit des Themas macht die Lektüre dabei weniger schwer oder belastend als wahnsinnig spannend und tief bewegend. Sie erweitert den Horizont und öffnet das Herz. Könnten wir es, würden wir das grandiose Buch gerne zur Pflichtlektüre für alle Kinder der Welt erklären. Um Empathie zu schulen. Um zu lernen, sich für größere Zusammenhänge zu interessieren. Und um zu erfahren, was für ein fesselndes Abenteuer das Lesen sein kann. Calypso heißt übrigens auf Griechisch „Versteckerin“ und bezieht sich zusammen mit „Irrfahrt“ natürlich auf die berühmte Erzählung von Odysseus langer, langer Heimfahrt. Fragt sich nur, wo die beiden elternlosen Kinder am Ende ankommen werden?
Hat dein Kind dir schon einmal Fragen zu Flüchtlingen gestellt? Welche? Habt ihr schon Kinderbücher zu dem Thema angeschaut? Wenn ja, kannst du uns eines besonders empfehlen? Schreib uns gerne einen Kommentar!
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