Überall auf der Welt begleiten Reime die Kindheit, im deutschsprachigen Raum zum Beispiel mit gereimten Liedern wie „Backe, backe Kuchen“ oder Fingerspielen wie „Das ist der der Daumen“. Diese Reime bleiben einem ein Leben lang. Und das ist auch gleich einer der Gründe, warum Gedichte für Kinder so toll sind: Sie erleichtern und trainieren die Merkfähigkeit enorm. Selbst 90jährige können oft noch Gedichte rezitieren, die sie in ihrer Schulzeit gelernt haben wie zum Beispiel Schillers „Glocke“ oder Goethes „Erlkönig“. Ganz Kleine wiederum scheinen sich schlicht über die Melodie eines Reims diebisch zu freuen. Begeistert klatschen sie mit und sprechen die Reime nach. Auch wir bei Leseliebe sind natürlich große Fans von Gedichten und gereimten Geschichten. Deswegen haben wir für dich besonders gerne zusammengesucht, wie und warum Reime so gut für dein Kind sind.
Wie Reime die kindliche Entwicklung fördern
Warum lieben Kinder Reime? Wie helfen Gedichte beim Lernen? Leseliebe verrät dir, was du über Kindergedichte wissen solltest!
Kinderreime schenken klangliche Geborgenheit
Musik hat eine starke Wirkung auf das emotionale Innenleben. Abhängig von verschiedenen Faktoren beruhigt sie oder regt an und weckt verschiedenste Gefühle. Dasselbe Prinzip gilt für den Klang der Sprache. Denn auch wenn wir reden, entstehen Melodie und Rhythmus. Das fällt uns besonders dann auf, wenn wir eine unbekannte Fremdsprache hören. Reime erzeugen beim Sprechen dabei einen regelmäßigen Gleichklang mit starken Betonungen und deutlicher Rhythmik. Gerade in klassischen Kinderreimen erinnert dieser Sprachrhythmus an eine wiegende, schaukelnde Bewegung. In unbewusster Erinnerung an das pulsierende Rauschen des Herzschlags im Mutterleib verbinden wir mit einem solch gleichmäßigen Rhythmus pure Geborgenheit, und das wirkt wunderbar beruhigend. Das macht gereimte Geschichten und Gedichte auch zur 1A-Gute-Nacht-Lektüre. Für die kindliche Entwicklung ist das Gefühl der Geborgenheit außerdem die optimale Grundlage für ein starkes Selbstbewusstsein und das mutige Entdecken der Welt. Die Leseliebliebe-Redaktion empfiehlt daher: Schicke mit dem Wiegerhythmus von Reimen möglichst oft eine Dosis Geborgenheit ins Kinderherz.
Kinderreime machen Spaß
Wie erwähnt sorgen bei klassischen Kinderreimen einfache Wiederholungen am Vers-Ende für einen beruhigenden Schaukel-Rhythmus. Vielleicht erinnerst du dich noch aus der Schule an solche Reimformen wie den Paarreim und den Kreuzreim mit den Reimschemata aabb und abab? Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt von unzähligen Reimmöglichkeiten, von denen viele durch Häufung, Steigerung und durch besonders betontes und temporeiches Vorlesen eher für Spannung und spielerischen Spaß als für Beruhigung sorgen. Gute Beispiele hierfür sind zum Beispiel der Schlagreim, bei dem sich zwei direkt aufeinanderfolgende Begriffe reimen.
Das Kind geschwind ein Büchlein las
Beim Haufenreim wiederholt sich am Vers-Ende immer wieder der gleiche Reim.
Bei Leseliebe geht’s ums Lesen
Das durch Bücher genesen
Das Träumen von magischen Wesen
Um Fantasien von Hexenbesen
Um das, was damals gewesen
Darum, Spannendes nachzulesen
Und ums kuschelige Vorlesen
Ein Stabreim lässt jedes Wort mit dem gleichen Anlaut beginnen.
Leise! Leseliebe liebt lautes lustiges Lesen leider leidenschaftlich!
Ein Schüttelreim vertauscht die Anfangsbuchstaben der Reimworte zu einem neuen Sinn.
Lustige Kinderbücher machen Lust
Möglich, dass du lachen musst
Besonders beliebt bei Kindern sind auch Zungenbrecher, die beim schnellen Nachsprechen ordentlich die Zunge verknoten: Klitzekleine Kinderbücher kitzeln klitzekleine Kinderköpfe, klitzekleine Kinderköpfe kitzeln klitzekleine Kinderbücher.
All diese Reimformen experimentieren wunderbar spielerisch mit Sprachmelodie, Sprachrhythmus und Wortsinn. Das fördert Kreativität und ein Bewusstsein für Buchstaben, Worte und Satzstrukturen. Viele tolle Kinderbücher greifen diesen inspirierenden Umgang mit Sprache auf, um aufs Lesen und Schreiben vorzubereiten oder um einfach Spaß zu machen und die Liebe zur Sprache zu wecken, zum Beispiel „Als der Wal Vokale stahl“ oder „ABC der wilden Piraten“.
Von Aussprache bis Wortschatz – Reime als effektives Sprachtraining
Das, was wir beim Sprechen ganz automatisch tun, ist eine komplizierte Verknüpfung der verschiedensten Laute. Gaumen, Zunge, Lippen, Zähne, Stimmbänder – all das muss für eine korrekte Aussprache richtig eingesetzt werden, zum Beispiel damit ein T nicht wie ein D und ein Z nicht wie ein S klingt. Reime unterstützen das bewusste Sprechen und sind damit ein großartiges Training für die Aussprache. Denn beim Reimen kommt es auf den Klang an und damit der Reim deutlich wird, muss er exakt gesprochen werden. Gleichzeitig braucht es einen großen Wortschatz, um Reime bilden zu können. In Gedichten und gereimten Geschichten finden sich daher oft viele Worte, die den kindlichen Wortschatz erweitern. Ebenso animieren sie beim Selberdichten zur intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Wortschatz und zur kreativen Bildung neuer Worte.
Reime als Gedächtnisstütze
Was sich reimt, bleibt leichter im Gedächtnis. Das gilt umso mehr, wenn wir zu dem Reim einen emotionalen Bezug haben, zum Beispiel weil wir den Sprachrhythmus mögen, der Reim zu einer tollen Melodie gehört, wir dazu innere Bilder vor uns sehen oder wir beim Reimlernen lachen mussten. Eingebunden in den Reimrhythmus zieht das erste Reimwort das nächste wie von selbst mit ins Bewusstsein. Weil das so gut funktioniert, gibt es in der Schule auch zahlreiche Merksprüche, Lerngedichte und Eselsbrücken für komplizierte Zusammenhänge. Besonders gut klappt auch das Auswendiglernen von Städten, Flüssen, Vokabeln oder Grammatikregeln mit Reimen. Kennst du zum Beispiel diese Merksatz-Klassiker?
Im Osten geht die Sonne auf
Im Süden ist ihr Mittagslauf
Im Westen wird sie untergehen
Im Norden ist sie nie zu sehen
Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich
Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin.
Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen kommen links entgegen.
Es gibt noch keine Eselsbrücke zu deinem Lernstoff? Dann denke dir einfach selber einen Reim dazu aus! Das bringt Spaß und funktioniert richtig gut.
Welchen Merkspruch wirst du nie vergessen? Kann dein Kind schon Lieder oder Gedichte auswendig? Welches mag es besonders? Gibt es ein tolles Gedichtbuch oder Liederbuch, das du uns empfehlen möchtest? Schreib uns einen Kommentar!
Wusstest du, dass …
bereits neu geborene Säuglinge verschiedene Sprachen aufgrund ihres jeweils ganz eigenen Sprachrhythmus unterscheiden können? Rhythmus ist nämlich die erste Spracheigenschaft, die wir lernen.
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