Artikel: Kinderbuchmacherin Nikki Busch im Interview
 

Nikki Busch über Rätsel für Kinder

Rätselkönigin Nikki Busch plaudert aus dem Nähkästchen und verrät, wie man kniffelige Rätsel einfach selbst erfindet.

Leseliebe: Frau Busch, Sie sind ein echter Profi, wenn es um Rätsel und Beschäftigungsideen für Kinder geht. Wie sind Sie zu einer ‚Rätselbuchmacherin‘ für Kinder geworden?

Nikki Busch: Mein ganzes Leben habe ich mich mit Büchern beschäftigt. Zuerst als Leserin, dann wurde ich Bibliothekarin und war dann lange Jahre im Vertrieb von Verlagen beschäftigt. Vor 10 Jahren habe ich beschlossen, Autorin von (meist) Kinder- und Jugendbeschäftigungsbüchern zu werden. Ich konnte zu Hause arbeiten und meine Tochter betreuen. Wir hatten immer viele Kinder zu Besuch, die beschäftigt werden wollten, wenn die Spielideen zu Ende gingen. Also habe ich nach schönen Bastel- und Rätselideen gesucht und viele gefunden. Irgendwann sprudelten die Ideen von allein in meinem Kopf und die ersten eigenen Blöcke und Bücher entstanden.

Leseliebe: Was macht ein gutes Kinderrätsel für Sie aus?

Nikki Busch: Zuerst muss es altersgerecht sein. Nichts ist deprimierender für Kinder als die Enttäuschung, dass sie etwas noch nicht können. Ein Rätsel kann den Kopf herausfordern, sollte aber nie überfordern. Und vor allem kein Wissen voraussetzen, das Kinder noch nicht haben können. Es muss auch sofort klar sein, dass Rätseln Spaß macht. Das wird meist mit der Gestaltung transportiert. Aber auch die Aufgabenstellung sollte nicht nach Schulbuch klingen. Da gebe ich mir viel Mühe.

Leseliebe: Sie haben einen magischen Wunsch frei und dürfen drei Kreativprojekte bestimmen, die jedes Kind auf der Welt in seiner Kindheit durchführt. Für welche Projekte entscheiden Sie sich?

Nikki Busch:

1. Eine Geschichte schreiben. Wer seine Fantasie nicht auslebt, sieht vieles nicht und hat auch nichts zu lachen.

2. Ein Handwerk oder eine Handarbeitstechnik erlernen – je nach Neigung und Geschmack. Etwas Selbstgemachtes in den Händen zu halten, ist ungemein wichtig für das Selbstbewusstsein und fördert die Achtung vor Arbeit und Material.

3. Ein Stück Garten bewirtschaften. Das kann ein kleines Beet oder ein Pflanzkübel sein. Etwas auszusäen, beim Wachsen zuzusehen und eventuell zu ernten, bringt Kindern den Bezug zur Natur näher.

Leseliebe: Wenn man über Sie recherchiert, findet man schnell die Beschreibung als „Spezialistin für kreative Denkvorlagen“. Was genau ist mit „Denkvorlagen“ gemeint?

Nikki Busch: Ich denke mir nicht nur Rätsel aus. Für ältere Kinder und Jugendliche schreibe ich Bücher, die zum Denken und Reflektieren anregen sollen. Die Kids können Fragen beantworten, Stellung beziehen, Geheimnisse aufschreiben, Denkaufgaben lösen und sich selbst oder andere Menschen einschätzen. Wenn das Buch ausgefüllt ist, ist es ein Unikat, denn jedes Kind wird die Fragen anders beantworten.

Leseliebe: Sie sind auch eine SPIEGEL-Bestseller-Autorin. Welcher ihrer Buchtitel hat Ihnen diese begehrte Auszeichnung verschafft?

Nikki Busch: Ich freue mich besonders darüber, dass es Titel aus beiden Bereichen meiner Autorinnenarbeit sind. Zum einen ist es ein Glitzer-Flitzer-Eintragbuch für alle Mädchen „Dein Mädchenbuch“. Und zum zweiten hatte ich die große Ehre, ein Rätselbuch für die Erfolgsserie „Die Schule der magischen Tiere“ zu schreiben. „Endlich Pause!“ heißt das große Rätselbuch.

Leseliebe: Für Ihre Beschäftigungs- und Rätselbücher arbeiten Sie sehr erfolgreich mit der Illustratorin Christiane Hahn zusammen. Wie ist es zu dieser Dream-Team-Konstellation gekommen?

Nikki Busch: Christiane Hahn ist maßgeblich am Erfolg meiner Bücher und Blöcke beteiligt. Ich bin so froh, dass sie ideenreich und witzig meine Ideen umsetzen kann. Wir kennen uns schon ca. 20 Jahre, aus alten Eichborn-Verlag-Zeiten, und sind sehr gut befreundet. Da stört auch die räumliche Trennung zwischen Hamburg und Frankfurt am Main nicht.

Dein Adventskalender-Buch

Leseliebe: Wie muss man sich die Zusammenarbeit für ein Rätsel- oder Kreativbuch vorstellen? Sind Idee / Text und Gestaltung / Illustration getrennte Vorgänge? Oder sind Sie kontinuierlich im Gespräch?

Nikki Busch: Die meisten Ideen entstehen im Brainstorming zwischen dem Lektorat und mir. Manchmal gibt es Wünsche des Verlags, manchmal entstehen Ideen nur an meinem Schreibtisch, manchmal kommt die Idee im Telefonat zwischen der Illustratorin und mir. Ist ein Titel fest im Verlagsprogramm geplant, entsteht eine Textvorlage, die zum Lektorieren in den Verlag geht. Dann ist die Illustratorin dran. Nicht zu vergessen ist die tolle Arbeit der Herstellung. Ein Buch oder Block wird nur dann zum Erfolg, wenn die Ausstattung passt.

Leseliebe: Wie entwickeln Sie Ihre immer wieder neuen Ideen und haben Sie einen Tipp für kleine Rätsel- und Bastelfans für das Kreieren eigener Rätsel oder Bastelprojekte?

Nikki Busch: Ich bin ständig in Buchläden unterwegs und recherchiere, was es Neues zum Thema Rätseln und Beschäftigung gibt. Das mache ich auch im Internet, aber ich habe die Bücher lieber in der Hand. Ich bin ein visueller Typ, aber nicht unbedingt ein YouTube-Fan. Ich lese lieber auf Papier Handarbeitsanleitungen und Aufbauanleitungen von Möbeln, als dass ich mir Videos anschaue. Bei der Recherche entstehen sofort in meinem Kopf Ideen, die zu künftigen Projekten von mir passen. Und ich habe Kontakt zu vielen Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Altersgruppen. Das sind meine Tester und Kritiker.

Das Kreieren von eigenen Rätselideen ist lehrreich und nicht schwer: Zuerst sollte man sich überlegen, ob man ein allgemeiner Rätseltyp oder ein Quiztyp ist, ob man Aufgaben zu einem bestimmten Thema finden will, usw. Dann sollte man sich die passenden Bücher oder Internetseiten besorgen, um Fakten zu finden. Beim Rätselmachen führt der Weg oft von der Lösung zur Aufgabe, also umgekehrt als beim Knobeln. Material finde ich oft in Lexika, Bildbänden und Sachbüchern. Anfangen würde ich mit einem Quiz zu einem bestimmten Thema, z.B. Tiere oder Sport:

Schaut nach, wer am höchsten springt, am schnellsten rennt, am kleinsten und am größten ist, am tiefsten taucht usw. Für die Antworten müsst Ihr euch immer drei oder vier Möglichkeiten ausdenken. Nur eine ist richtig. Schreibt Fragen und Antwortmöglichkeiten auf die Vorderseite einer Karte. Die richtige Antwort kommt auf die Rückseite. So entsteht ein Quizspiel für die ganze Familie.

Leseliebe: Welches Kinderbuch oder welche Lese-Situation hat in Ihrer eigenen Kindheit einen Eindruck hinterlassen, der bis heute nachwirkt und warum?

Nikki Busch: Meine Schwester, die neun Jahre älter ist als ich, hat mir das Lesen beigebracht, als ich sechs war. In meiner Familie wurde viel gelesen. Ich bin in der DDR aufgewachsen, da gab es keine Astrid Lindgren oder Otfried Preußler. Meine Pippi Langstrumpf hieß „Alfons Zitterbacke“ (G. Holz-Baumert), die Kosenamen für unsere Familie entnahmen wir dem „Katzenhaus“ (S.Marschak), und meine Fantasie konnte ich ausleben mit dem „Zauberer der Smaragdenstadt“ (A. Wolkow).

Leseliebe: Ergänzen Sie doch netterweise den folgenden Satz für uns: Leseliebe ist …

Nikki Busch: … ein wunderbares Medium, um sich im riesengroßen, schönen und aufregenden Bücherdschungel zurechtzufinden und sicherzugehen, die richtige Entdeckung für sich selbst zu machen.

Autorin

Nikki Busch

Nikki Busch ist gelernte Bibliothekarin. Viele Jahre hat sie für Verlage und mit den Büchern von anderen gearbeitet, bis sie sich entschloss, selbst Autorin zu werden. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Kreativ- und Rätselbücher für Kinder und Jugendlich und hat es damit bis auf die SPIEGEL Bestseller Listen geschafft.

Kinderbuchmacherin Nikki Busch

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