Artikel: Kinderbuchmacher Moritz Rinke im Interview
 
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Moritz Rinke über Fußball und Literatur

Lies hier das Interview mit Autoren-Nationalspieler Moritz Rinke, der jetzt ein Fußball-Vorlesebuch herausgegeben hat!

Leseliebe: Herr Rinke, Sie haben sehr erfolgreich als Redakteur gearbeitet, sind als Dramatiker international bekannt und haben auch Romane für Erwachsene veröffentlicht, Bestseller inklusive. Außerdem sind Sie als fußballbegeisterter Schriftsteller Mitglied in der Autoren-Nationalmannschaft. Wie sind Sie nun auch noch zu einem „Kinderbuchmacher“ geworden?

Moritz Rinke: Das habe ich dem Carlsen-Verlag zu verdanken. Er ist auf mich gewissermaßen zu dieser Herausgeberschaft eingeladen. Und ich habe keine Sekunde gezögert, wie ein Stürmer vor dem Tor.

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Tor! Das Fußballbuch von Profis zum Vorlesen ab 5 Jahren

Leseliebe: In dem von Ihnen herausgegebenen Vorlesebuch „Tor! Das Fußballbuch von Profis zum Vorlesen“ finden sich zusätzlich zu zwei Geschichten von Fußball-Profis elf Geschichten von Mitgliedern der Autoren-Nationalmannschaft, darunter eine von Ihnen. Im Kader sind aber deutlich mehr kickende Autoren. Wie wurde entschieden, wer eine Geschichte beisteuert?

Moritz Rinke: Das war gar nicht so einfach. Wir haben einen Kader von circa 25 Autoren und wenn ich die ehemaligen dazu nehme, dann kommen wir bestimmt auf 60 Autoren. Es gibt auch drei Autoren in diesem Buch, die ihre aktive Laufbahn als Autoren-Nationalspieler beendet haben, die ich aber unbedingt im Buch haben wollte, weil sie schon für Kinder geschrieben haben. Bei den anderen habe ich sehr genau überlegt, ob sie diesen Zugang für Kindergeschichten finden können.

Leseliebe: In Ihrem Vorwort zu dem Kinderbuch heißt es, dass Schreiben wie tägliches Training und Bücher wie die großen Spiele seien. Brauchten Sie für dieses Buch ein Kinder-Spezialtraining? Wenn ja, wer hat Sie trainiert? Miran Rinke, der im Buch als Ideengeber für Ihre Geschichte angegeben wird?

Moritz Rinke: Mein Sohn war tatsächlich ein guter Trainer. Wir hatten vor der Anfrage von Carlsen ohnehin überlegt, irgendwann zusammen ein Kinderbuch zu schreiben. Eines, in dem aber magische Dinge geschehen und Kinder in die Zeit zurückfliegen, weil mein Sohn sich so für Weltgeschichte interessiert. Wir hatten wirklich schöne Ideen, aber die verrate ich hier nicht.

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Interview mit Moritz Rinke, der für das Schreiben einer Fußball-Kindergeschichte von seinem Sohn trainiert wurde

Leseliebe: Was macht ein gutes Kinderbuch für Sie aus?

Moritz Rinke: Fantasie. Fantasie. Fantasie. Und der zärtliche Blick auf Menschen. Natürlich müssen solche Bücher auch Witz und Verspieltheit haben. Und eine kleine heimliche Utopie oder Weisheit.

Leseliebe: Was waren Ihre Aufgaben, Herausforderungen und Erfolgsmomente als Herausgeber des Vorlesebuchs?

Moritz Rinke: Zunächst die richtigen Autoren zu finden, ihre Geschichten anzuschieben und die Autoren immer wieder zu beraten. Und es irgendwie hinzubekommen, dass noch zwei nur fußballspielende Profis dabei sind. Nur haben wir den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft im Buch und die ehemalige Kapitänin von Bayern München, die während der Produktion des Buchs zu Inter Mailand wechselte. Also, wo gibt es so ein Buch? In dieser Mischung aus spielenden und schreibenden Profis?

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Fußball-Vorlesebuch für Kinder: Tor!

Leseliebe: Auf den ersten Blick haben Fußball und Literatur eher wenig miteinander zu tun. Was ist für Sie der Gewinn beim Zusammenbringen beider Welten?

Moritz Rinke: Ach, das ist eigentlich eine tiefe Liebesbeziehung. Nicht nur bei mir, bei vielen anderen Literaten auch. Denken Sie an die ganzen Schriftsteller-Nationalmannschaften, es gibt mittlerweile ungefähr 20. Albert Camus war Torwart, Pier Paolo Pasolini Stürmer. Es gibt einen schönen Satz über Pasolini, der eigentlich das Verhältnis von uns Literaten zum Fußball sehr schön ausdrückt: „Er blickte beim Fußball seinem Kinder-Ich hinterher, das sich davon gemacht hatte. Wenn er spielte, dann nahm dieses Kind zusammen mit dem Fußball wieder Gestalt an.“ Das Zitat stammt von Valerio Curcio, der ein Buch über Pasolini als Fußballer geschrieben hat („Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen“).

Leseliebe: Haben Sie als Kind selbst auch schon Fußballbücher gelesen? Oder Ihren eigenen Kindern welche vorgelesen? Wenn ja: Welche Art von Kinderbüchern begeistert Sie zum Thema Fußball am meisten: Sachbücher, biographische Geschichten von Profis oder ausgedachte Fußballgeschichten?

Moritz Rinke: Bei mir begann es mit einem Fußball-Film. „Fimpen, der Knirps.“ Da wird ein sechsjähriger Junge schwedischer Nationalspieler und spielt für Schweden bei der WM 1974 in Deutschland. Als er nominiert wird und das erste Mal in der Kabine ist, kann er sich nicht mal den Schuh zubinden, das macht dann ein echter Nationalspieler, der Film wurde nämlich mit wirklichen Profis gedreht. Wenn Sie mich jetzt nicht stoppen, erzähle ich den ganzen Film. Im Prinzip ist der Film ähnlich wie dieses Buch: spielende Fußball-Profis und schreibende Kultur-Profis machen etwas für Kinder.

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Fußballgeschichten zum Vorlesen für Kinder

Leseliebe: Welches Kinderbuch oder welche Lese-Situation hat in Ihrer eigenen Kindheit einen Eindruck hinterlassen, der bis heute nachwirkt und warum?

Moritz Rinke: Meine Mutter hat mir tatsächlich „Faust“ von Goethe vorgelesen, nein, sie hat es eher gespielt, sie besuchte ja eine Schauspielschule.

Leseliebe: Ergänzen Sie doch netterweise den folgenden Satz für uns: Leseliebe ist …

Moritz Rinke: … das Aufschließen von den schönsten Fächern in unseren Köpfen, woraufhin wir dann für immer fliegen können.

Autor

Moritz Rinke

Moritz Rinke ist ein international bekannter Dramatiker, dessen Theaterstücke ein Millionenpublikum erreichen, Bestseller-Autor („Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“) und deutscher Autoren-Nationalspieler. Mit „Tor! Das Fußballbuch von Profis zum Vorlesen“ hat er jetzt zum ersten Mal ein Kinderbuch herausgebracht und dazu auch selbst eine Geschichte beigesteuert.

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Moritz Rinke Herausgeber von Tor! Das Fußballbuch im Interview

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