Artikel: Kinderbuchmacherin Julia Boehme im Interview
 

Julia Boehme über "Meine Freundin Conni"

Leseliebe hat Conni-Autorin Julia Boehme mit vielen Fragen zum Kinderbuchmachen gelöchert. Lies hier ihre Antworten!

Leseliebe: Frau Boehme, was hat Sie zum Schreiben von Kinderbüchern gebracht?

Julia Boehme: Schon als Kind war klar: Ich möchte später Schriftstellerin werden. Und das hieß damals natürlich: Kinderbücher schreiben. Was sonst? – Dieser Wunsch hat sich bis heute nicht geändert. Warum? Kinder sind für mich einfach die wunderbarste Leserschaft, in Kinderbüchern sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und es gibt immer ein Happy End! 

Leseliebe: Als eine von mehreren Autorinnen schreiben Sie Conni-Bücher für den Carlsen-Verlag und zwar die Erzählbände über die achtjährige Conni und jetztganz neu – "Lesespaß mit Conni" eine Erstlesereihe für Kinder der ersten und zweiten Klasse. Seit wann sind Sie Conni-Autorin und wie ist es dazu gekommen? 

Julia Boehme: Mit einem Pixibuch von Liane Schneider fing 1992 alles an. Weitere Conni-Geschichten folgten. Erst einmal für Kindergartenkinder. 2000 wurde ich dann gefragt, ob ich die Reihe für Schulkinder fortsetzen möchte. Natürlich wollte ich das! Und es macht mir bis heute großen Spaß.  

Da die umfangreichen Erzählbände für geübte LeserInnen sind, haben wir nun mit viel Liebe eine ganz neue Conni-Reihe für Erstleser entwickelt. Eine Reihe, in der Text und Bild so ineinandergreifen, dass erstes Lesen wirklich rundum Spaß macht! 

Leseliebe: Beschreiben Sie uns bitte kurz Conni aus Ihrer Sicht: Was macht die kleine Kinderbuchheldin für Sie aus?

Julia Boehme: Conni ist wie eine Freundin, die den Alltag mit ihren Leserinnen teilt und doch – in diesem ganz normalen Umfeld – spannende Abenteuer erlebt. Sie ist das Versprechen, dass das Leben schön und spannend ist. Und dass sich Konflikte und Probleme lösen lassen, wenn man sich ihnen stellt.  

Leseliebe: Planen Sie Ihre Geschichten vor dem Schreiben oder schreiben Sie einfach drauflos? Gibt es dabei einen Unterschied zwischen Conni-Geschichten und anderen Kinderbüchern?

Julia Boehme: Bei allen meinen Büchern steht am Anfang die Idee. Bevor ich mit dem Buch beginne, schreibe ich ein Exposé – also einen kurzen Abriss der Geschichte mit Anfang, Mitte und Schluss. Doch viel Details sowie Figuren und Nebenhandlungen wachsen und entwickeln sich beim Schreiben. So bleibt es auch für mich stets spannend … 

Leseliebe: Wie sieht Ihr Alltag als Autorin aus? Haben Sie bestimmte Schreibzeiten und -orte?

Julia Boehme: Ich habe ein großes, helles Arbeitszimmer. Dort sitze ich dann am Computer, sobald mein Sohn in der Schule ist … An den meisten Tagen sieht mein Arbeitsalltag also so aus wie bei vielen, die im Büro am Schreibtisch sitzen. Nur dass ich in Gedanken mit Conni auf dem Ponyhof bin oder mit Tafiti die Löwenmajestät King Kofi austrickse.  

Wenn ich Ideen für neue Bücher brauche, bleibe ich allerdings nicht am Schreibtisch sitzen, sondern gehe im Park spazieren. Und noch etwas: Als Autorin arbeitet man quasi auch im Schlaf. Immer wieder wache ich mit neuen Ideen auf … 

Innenseite Conni und die Schultiere

Leseliebe: Die neue Conni-Erstlese-Reihe verfolgt ein neues Konzept. Was für ein Konzept ist das und welche Überlegungen stecken dahinter?

Julia Boehme: Lesen ist die Kernkompetenz, wenn es um Bildung geht. Das Lesenlernen in der Schule reicht da allein nicht aus. Lesen muss trainiert, muss geübt werden. Und am besten geht das, wenn die Kinder dazu nicht angehalten und gedrängt werden, sondern wenn sie selber Spaß und Freude am Lesen finden. Deswegen nennt sich unsere Reihe „Lesespaß mit Conni“. Dabei setzen wir auf eine enge Verknüpfung von Text und Bild. Die Geschichten werden nicht – wie in anderen Büchern einfach nur illustriert, sondern Text und Bild erzählen gemeinsam und fließen zu einer Einheit zusammen. Damit werden die Kinder beim ersten Lesen unterstützt. Es fällt ihnen leichter und bringt schnellere Erfolgserlebnisse 

Die Bücher eigenen sich übrigens sowohl zum Vorlesen, zum Miteinanderlesen sowie zum Selberlesen. Es sind Bücher, die mitwachsen – bzw. mit denen man wachsen kann! 

Leseliebe: Wie profitieren Kinder beim Lesenlernen von diesem Konzept?

Julia Boehme: Bei uns steht, wie gesagt, der Spaß im Vordergrund und damit die Selbstmotivation, unsere stärkste Antriebskraft, wenn es ums Lernen geht. Die Bücher sind mit viel Liebe gestaltet und als Lieblingsbücher konzipiert, in die man immer wieder hineinschauen und hineinlesen möchte. Vielleicht wird erst einmal nur durchs Buch geblättert. Beim Betrachten der Bilder wird das Kind neugierig und versucht sich an den ersten Wörtern oder Sprechblasen (in extra großer Schrift). Durch die enge Verknüpfung von Text und Bild kann das Kind die Geschichte bereits genießen, auch wenn es den ganzen Text noch nicht bewältigen kann. Doch nach und nach wird es versuchen, auch die etwas längeren Passagen zu entschlüsseln und erweitert so spielerisch seine Lesekompetenz. 

Leseliebe: Was ist für Sie als Autorin das Besondere an der neuen Conni-Erstlese-Reihe?

Julia Boehme: Die enge Verknüpfung von Text und Bild verlangt eine neue Art zu schreiben. Mehr noch als in allen anderen Büchern muss ich die Illustrationen mitbedenken. Manche Passagen der Geschichte schreibe ich gar nicht mehr als Dialog oder Szene, sondern beschreibe es, damit es graphisch umgesetzt werden kann.  

Besonders schön für mich ist bei diesen Büchern die enge Zusammenarbeit mit der Illustratorin Herdis Albrecht und ihrem Mann Tilman Seelenmeyer. Zum Glück wohnen wir alle in Berlin und können uns immer wieder zusammensetzen und an den Details feilen. Wir drei sind Feuer und Flamme für dieses Projekt und mit viel Herzblut dabei. Gemeinsam versuchen wir Bücher zu machen, die wir als Kinder selber geliebt hätten! 

Leseliebe: Haben Sie generell ein besonderes Anliegen beim Schreiben von Kinderbüchern, möchten Sie mit Ihren Werken etwas Bestimmtes ausdrücken oder erreichen?

Julia Boehme: In erster Linie soll Lesen Spaß machen und spannend sein. Mit Büchern taucht man in neue Welten ein, schlüpft in andere Personen, sieht mit neuen Augen, lebt andere Leben. Das schon allein bereichert in jeder Hinsicht. 

Was ich als Kinderbuchautorin den Kindern darüber hinaus mitgeben möchte, ist, sie mit meinen Geschichten zu ermutigen, für sich und andere (bereits jetzt schon) Verantwortung zu übernehmen, Probleme selber anzugehen, an sich zu glauben und die eigenen Selbstwirksamkeit zu entdecken.  

Leseliebe: Gibt es bestimmte Bücher, die Sie in Ihrer Kindheit geprägt haben? Wenn ja, welche und was haben Sie an diesen Büchern so gemocht?

Mein absolutes Lieblingsbuch war „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren. Ich war vielleicht neun, als ich es gelesen habe. Die Geschichte hat mich tief berührt. Nie habe ich – weder vorher noch nachher beim Lesen so heiße Tränen vergossen. Und es war unheimlich spannend. Kaum auszuhalten … Dies beides, emotionale Tiefe und äußere Spannung, ist eine der schönsten Mischungen für alle Bücher.

Leseliebe: Ergänzen Sie für uns abschließend doch bitte den folgenden Satz: Leseliebe ist ...

Julia Boehme: ... ein Buch einfach nicht mehr zur Seite legen zu können.

Autorin

Julia Boehme

Autorin Julia Boehme studierte Literatur- und Musikwissenschaften, arbeitete als Redakteurin beim Kinderfernsehen und ist seit 2000 freie Kinderbuchautorin. Seitdem fließt aus ihrer Feder eine erfolgreiche Geschichte nach der anderen, unter anderem über das Erdmännchen Tafiti oder „Meine Freundin Conni“. 

Julia Boehme Kinderbuchautorin

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