Leseliebe: Frau Dr. Odersky, Sie sind an der LMU unter anderem in dem Forschungsgebiet „Automatisierung von Handschriften“ tätig und haben dazu schon zahlreiche Arbeiten veröffentlicht. Was fasziniert Sie so an dem Schreiblernprozess?
Dr. Eva Odersky: Der Schreiblernprozess fasziniert mich zunächst deswegen, weil er dem Kind die Welt der Schriftsprache, der Bücher, der Teilhabe an schriftlicher Kommunikation eröffnet. Wissenschaftlich fasziniert mich die Komplexität des Schreibprozesses, dessen wir uns zumeist gar nicht bewusst sind, der aber insbesondere beim Erlernen sehr anspruchsvoll ist. Wir sehen und beurteilen vor allem das Schreibprodukt, also das, was geschrieben wurde, weniger den Schreibprozess, der dem zugrunde liegt. Wir Erwachsenen denken beim Schreiben nämlich nicht mehr bewusst über die Bewegungen, die unsere Finger ausführen müssen, nach, sei es beim Handschreiben oder auf einer Tastatur oder auf dem Handy oder Tablet. Diese Automatisierung, die es uns ermöglicht, uns auf die Inhalte, die wir schreiben, zu konzentrieren, müssen sich Kinder durch viel Übung aber erst aneignen.
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