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Gastbeitrag: Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Wir wollen unseren Kindern eine lebenswerte Erde hinterlassen. Deshalb sollten wir uns gemeinsam für ihren Schutz stark machen.

Ich hatte eine Öko-Kindheit. In der Kinderkarre nahm ich an Anti-Atomkraft-Protesten teil. Eingekauft wurde vor allem bei regionalen Bio-Bauern und in Naturkostläden. Die waren damals noch lange nicht so schick und hip wie die heutigen Großstadt-Biomärkte. Gleiches galt übrigens auch für die damalige Fairtrade-Kleidung. Als Kind mag ich damit manchmal gehadert haben, heute habe ich meinen Frieden gemacht. Mein Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde dadurch nachhaltig gestärkt. Und die Anekdoten aus der frühen Bio-Bewegung sind immer für ein staunendes Lachen gut. Vegane Gummibärchen waren knochenhart, Dinkel-Gebäck trist im Geschmack und selbst die Kinderbücher eher gewöhnungsbedürftig. Ich erinnere mich an Emil Grünbär, gezeichnet und erdacht von Janosch. Bei seinen Abenteuern wurden die Tiere durch Abwasser krank. Emil und seine Bande suchten nach der Ursache. Der gehobene Zeigefinger blieb mir bis heute mindestens so präsent, wie der Geruch des grauen Recycling-Papiers. Doch wie gesagt, Zeiten ändern sich. Nachhaltigkeit ist Trend, es gibt tolle Mode, leckere vegane Gummibärchen und tolle Kinderbücher. So macht es richtig Spaß, eine Öko-Kindheit zu haben.

Bewusstsein für die Natur schaffen

In einem Interview sagte mir eine Meeresbiologin folgenden schönen Satz: „Du schützt nur das, was du liebst und du liebst nur das, was du kennst.“ Genau aus diesem Grund versuche ich mit meinem Kind so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Die Corona-Pandemie und vielen kitafreie Tagen sind an diesem gestiegenen Naturbedürfnis sicher nicht unschuldig. Bei uns quasi vor der Haustür liegt die Lüneburger Heide. In dieser besonderen Kulturlandschaft gibt es ziemlich viel für große und kleine Forscher zu entdecken. Zum Beispiel stießen wir unlängst im Heidekraut am Wegesrand auf eine Zauneidechse, braun mit sehr grünen Seitenstreifen. Noch nie war mir in Deutschland eine Eidechse begegnet. Tatsächlich sind die Tiere selten geworden und stehen unter strengem Naturschutz. Solche Begegnungen sind toll, hinterlassen mehr Eindruck als jeder Zoobesuch. Gleiches gilt auch für den Frosch und die Wasserläufer, die wir am nahelegenden Bach entdeckten. Auch mein Sohn schien beeindruckt. Bei unserem wöchentlichen Büchereibesuch steckten wir nun nicht mehr nur Bücher über exotische oder ausgestorbene Tiere ein, sondern auch über Insekten und die heimische Tier- und Pflanzwelt. Besonders hoch im Kurs stehen im Moment übrigens die Kinderbücher des bekannten Försters Peter Wohlleben. Wer hätte gedacht, dass auch die so spannend sein können.

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Naturforscher für eine Stunde

Natürlich muss ich nicht immer gleich in die Heide oder den Wald fahren, um Tiere und Pflanzen zu beobachten. Auch der eigene Garten lässt sich gut dazu nutzen, mit Meisenknödeln, vielen Wildblumen und einem Vogelhäuschen ist dort eigentlich immer was los. Sogar wissenschaftliche Studien lassen sich hier durchführen – also im Kleinen, und zwar bei der Stunde der Gartenvögel Mitte Mai. Dabei schreiben wir eine Stunde lang jeden Vogel auf, der in den eigenen Garten flattert. In diesem Jahr waren es immerhin Amseln, Rotkelchen, Staren, Spatzen und Gimpel. Mit dieser Zählung leistet man übrigens einen Beitrag für eine Langzeitstudie zu Umweltveränderungen. Natürlich treiben sich nicht nur Vögel im Garten herum. Mein Sohn ist ein großer Fan von Biene Maja und ihren Freunden. Um mehr für die Bienen und ihren Honig zu tun, haben wir ein Insektenhotel aufgestellt und bienenfreundliche Blumen gepflanzt. Das ist ein kleiner, aber feiner Beitrag zur heimischen Artenvielfalt. Zum Dank dafür lassen sich nun im Frühling und Sommer prima Bienen, Hummeln und Schmetterlinge beobachten. Ameisen und kleine Spinnen setzen wir regelmäßig in die Becherlupe, um sie genauer zu betrachten und danach natürlich wieder lebend freizulassen. Einen großen Reiz machen auch die Asseln unter den Blumentöpfen aus – spätestens, seit mein Sohn aus einem Fossilien-Sachbuch erfahren hat, dass ihre Vorfahren bereits vor den Dinosauriern lebten. Natürlich sind nicht nur Tiere spannend, sondern auch Pflanzen. Im selbstgebauten Hochbeet haben wir im letzten Jahr sehr kleine Möhren angebaut. In diesem Jahr hoffen wir auf eine etwas bessere Erdbeerernte.

Plastikmüll vermeiden und Fußabdruck verringern

Natürlich reicht für viele andere Fragen der Nachhaltigkeit der Blick in den eigenen Garten nicht aus. Ein Beispiel dafür ist das Meeresplastik. Die gute Nachricht: Um dieses wichtige Thema aufzugreifen, gibt es inzwischen viele tolle Kinderbücher. Mein Favorit ist „Der Tag, an dem das Meer verschwand“ von Sam Haynes. Darin lässt ein kleiner Plastikstrohhalm zu viel das Meer verschwinden und der kleine Junge Jack entdeckt nun die Müllberge und leidenden Meeresbewohner. Die Geschichte ist sehr kindgerecht, hat sogar ein Happy End, wirkt aber auch sehr eindrücklich. Vergleichbare Bücher gibt es natürlich auch zum Artenschutz oder zum Klimawandel. Auch wenn mein Sohn nicht alle Details versteht, ist ihm dank Büchern wie „Wie viel wärmer ist 1 Grad? Was beim Klimawandel passiert“ schon klarer geworden, dass viele Ökosysteme dieser Erde bedroht sind – die Meere, der Lebensraum der Eisbären oder der Orang-Utans. Natürlich sollte man nicht nur über solche Probleme sprechen, sondern auch selbst aktiv werden – quasi als Experiment für die ganze Familie. Zum Beispiel versuchen wir inzwischen so viel Plastik wie möglich im Alltag wegzulassen, einfach damit weniger im Meer landet. Wir gehen dafür öfter auf den Markt und kaufen dort „loses“ Gemüse und Obst – ohne lästige Plastikverpackung. Und im nächsten Jahr wollen wir uns mal an der örtlichen Müllsammlung beteiligen. Bisher haben wir nur auf dem Lieblingsspielplatz aufgeräumt. Außerdem versuchen wir mehr Wege mit dem Fahrrad zu erledigen und weniger Fleisch zu essen, auch weil mein Sohn unlängst aus der Kita kam und sagte, dass Hühner lieber leben als gegessen werden. Eine schöne Erkenntnis, die mich ein bisschen stolz macht, einerseits weil in ihr viel Wahres steckt und andererseits weil für die nächste Generation Nachhaltigkeit und Umweltschutz vielleicht noch viel selbstverständlicher, viel stärker eine Herzensangelegenheit sind als noch für uns.

Was tut ihr gemeinsam in Sachen Nachhaltigkeit? Wobei unterstützen euch die Kinder? Für welche Tiere interessieren sie sich? Verrate es uns in den Kommentaren!

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