Bei der beliebten Comedy-Serie „The Big Bang Theory“ verbringen die Physiker Leonard und Sheldon viel Zeit in Comicbuch-Läden. Die Kundschaft wird als leicht verschroben, aber doch irgendwie sehr liebenswert dargestellt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das stimmt absolut. Woher ich das weiß? Ich war in Teenager-Tagen selbst Stammgast in Hannovers Comic-Läden. Ich spielte die gleichen Pen-and-Paper-Rollenspiele, ich las dieselben Superhelden-Comics, ich trug ähnliche Fan-Shirts wie die TV-Nerds. Das ist nun lange her, nur meine T-Shirts sind immer noch nicht altersgemäß und ich begeistere mich immer noch für Geschichten, die mit bunten Bildern und Sprechblasen erzählt werden. Diese Liebe begann schon lange vor den Abenteuern von „Iron Man“, „Wonder Woman“ oder der „Justice League“. Meine erste und wichtigste Comicerfahrung war ohne Frage „Asterix und Obelix“. Kurz vor der Einschulung bekam ich von meinem Vater den ersten Band geschenkt. Anfangs musste er mir noch jedes Abenteuer vorlesen – Bild für Bild, Sprechblase für Sprechblase. Eltern verrate ich sicher nichts Neues, wenn ich sage, dass Comics vorzulesen so schön wie anstrengend ist – vor allem wegen der Puffs, Raarrrs und Booms. Zu Asterix gesellten sich bald der Cowboy Lucky Luke und sein Pferd Jolly Jumper. Gemeinsam auf dem Sofa Comics zu lesen, war da schon ein nachmittägliches Vater-Sohn-Ritual geworden.
Gastbeitrag: Einstieg in die Comic-Welt
Comics erzählen in Bildern und Sprechblasen von Abenteuern und fantastischen Welten. Kein Wunder, dass Kinder sie lieben.
Von lustigen Taschenbüchern und Latein als Schulfach
Die ersten Comics, die ich wirklich alleine las, stammten aus den „Lustigen Taschenbüchern“ und dem „Mickey Mouse Magazin“. Meine Begeisterung war so groß, dass wir zeitweise sogar unseren Wocheneinkauf auf den Erscheinungstag verlegten. Natürlich blieben auch die Abenteuer von Asterix und Obelix präsent. Jeden neuen Band verschlangen wir zuhause. Der kleine Gallier war sogar dafür verantwortlich, dass ich in der siebten Klasse Latein als Zweite Fremdsprache wählte und selbst an die Universität noch einige Kurse zu römischer Geschichte belegte. Besonders an einen lateinischen Ausspruch erinnere ich mich gut: Alea iacta est, die Würfel sind gefallen. Bildungsauftrag erfüllt. Etwas später stießen durch meinen Vater zwei andere Comic-Reihen hinzu – „Prinz Eisenherz“ und „Der Rote Kosar“. Beide Abenteuer erschienen schon in den 1950er Jahren und waren damit Überbleibsel aus seiner Jugend. Die Geschichten waren deutlich anspruchsvoller und die Bilder brutaler als die aus Entenhausen und Gallien. Trotzdem liebte ich die Geschichten von Ritter-Turnieren und wilden Piraten. Sie legten auch den Grundstein für diverse andere Superhelden. Mit Superman und den Marvel Avengers endete dann der gemeinsame Lese-Weg zwischen meinem Vater und mir. Diese neuen Hefte waren ihm suspekt und ich fühlte mich zu „groß“ für die Vorlesezeit auf dem Sofa.
Zarte Anfänge mit Yakari und LEGO City
Bei meinem eigenen Sohn beginnt das Comic-Alter gerade erst. Anstoß dafür gab seine LEGO-Leidenschaft. Zu den Abenteuern aus LEGO City und Co. gibt es zahlreiche Zeitschriften mit Comic und kleiner Figur dabei. Ähnlich wie ich damals dem Erscheinen einer neuen Ausgabe der Mickey Mouse fiebert auch er nun jeder neuer LEGO-Zeitschrift entgegen. Allerdings ist ihre Comic-Qualität sehr schwankend und kaum mit einem echten Asterix-Klassiker vergleichbar. Umso glücklicher bin ich über den aktuellen Sprung in Sachen Comic und zwar zu den Abenteuern von Yakari. Der kleine Indianer kann mit Tieren sprechen und erlebt mit seinem Pony „Kleiner Donner“ zahlreiche spannende Abenteuer. An dieser Stelle möchte ich nicht auf die Frage eingehen, ob man Geschichte über amerikanische UreinwohnerInnen lesen sollte. Meine persönliche Haltung: Mein Sohn liebt die Comics und deshalb lesen wir sie. Außerdem gefällt mir die Botschaft der Abenteuer und ich kann wenig Verwerfliches in der Indianer-Darstellung sehen. Es geht um Freundschaft und die Rücksichtnahme auf andere und natürlich die Natur. Gemeinsam leihen wir uns die Yakari-Comics aus der Bücherei aus und lesen sie dann auf dem Sofa. Der Beginn eines neuen Rituals. Besonders freue ich mich aber auf kommende Abenteuer, auf ein kleines, gallisches Dorf, das tapfer Widerstand leistet, auf spinnende Römer, auf Charlie Brown und Snoopy und natürlich die Bewohner von Entenhausen. Zarte Pflänzchen habe ich bereits gesät. Mein Sohn kennt dank einiger alter Spielfiguren aus meiner Kindheit und eines Wimmelbuches aus der Bücherei schon die wichtigsten Gallier und den Ausspruch „Die spinnen, die Römer“. Auch Mickey und Mini, Donald und Goofy kann er bereits auseinanderhalten.
Vorfreude auf eine bunte Welt
Aber natürlich wäre es falsch nur die Klassiker aus meiner Kindheit zu lesen und sich neuen Geschichten gänzlich zu verschließen. Besonders für etwas ältere Kinder gibt es viele tolle Geschichten auf dem Markt. Ein tolles Beispiel für den modernen Anstrich großer Klassiker ist „Hallo Justice League“ von Michael Northrop. Der Autor lässt die Superhelden um Wonder Woman die Fragen ihrer jugendlichen Fans beantworten. Das ist sehr lustig, gleichermaßen für Eltern in Superhelden-T-Shirt wie für den Nachwuchs im Grundschulalter. Aber auch abseits der großen Reihen finden sich einige Perlen wie „Hugo & Hassan“, ein Kindercomic über zwei Jungs am Rande der Pubertät, wild, witzig und randvoll mit kraftvoller Jugendsprache, die vor allem bei den kleinen Lesern ab 8 Jahren gut ankommen mag. Auch das „Tagebuch der Anne Frank“ wurde bereits als Graphic Novel, einer Sonderform des Comics, herausgegeben und ist dabei sehr lesenswert für ältere Kinder. Diese Liste ließe sich vermutlich unendlich fortsetzen. Wer selbst auf der Suche nach Comic-Perlen für gemeinsame Eltern-Kind-Abenteuern auf dem Sofa ist, dem sei zu guter Letzt noch der Gang in den Comicbuchladen ans Herz gelegt. Keine falsche Scheu vor dieser vermeintlichen Parallelwelt: Viele dieser Nerds dort sind in Würde gealtert und haben inzwischen selbst Kinder und können tolle Comic-Schätze für jedes Alter und jedes Interessengebiet empfehlen.
Wofür interessiert sich dein Kind besonders? Habt ihr dazu auch schon gemeinsam Comics gelesen? An welchen Comic aus deiner eigenen Kindheit erinnerst du dich noch gut? Verrate es uns in den Kommentaren!
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