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Emotionale Entwicklung verstehen und fördern

Gefühle erkennen, Gefühle ausdrücken, Gefühle regulieren – dein Kind besser verstehen und es unterstützen!

Wenn Kinder auf die Welt kommen, sind sie ziemlich hilflos und können recht wenig. Zu dem, was sie alles NICHT können, zählt auch der Umgang mit Gefühlen. Erst nach und nach sind sie in der Lage eigene Gefühle zu verstehen und angemessen auszudrücken (Emotionsausdruck). Sie müssen erst noch lernen, mit den eigenen Gefühlen sinnvoll und konstruktiv umzugehen (Emotionsregulierung) und eigene sowie fremde Gefühle und Stimmungen zu deuten (Emotionsverständnis / Empathie). All das macht die sozial emotionale Entwicklung beim Kind aus. Wir verraten dir hier, was genau alles dazu gehört, welche Entwicklungsschritte es gibt und wie du eine gesunde emotionale Entwicklung bei deinem Kind fördern kannst. Und natürlich haben wir auch wieder einige Spezial-Leseliebe-Tipps für dich parat.

Emotionale Entwicklung: Was sind Emotionen? Was sind Gefühle?

Sozial emotionale Entwicklung Was sind Gefühle und Emotionen

Die Begriffe „Emotion“ und „Gefühl“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft so verwendet, als würden sie dasselbe bezeichnen. Wenn man von der emotionalen Entwicklung spricht, meint das Wort „Emotion“ jedoch noch einiges mehr. Am besten verdeutlichen wir es dir an einem Beispiel. Wenn man wütend ist, gehören zur Emotion beispielsweise:

  • der Anlass für das Gefühl (Jemand hat mir etwas verboten.)
  • die Bewertung des Anlasses (Das finde ich ungerecht.)
  • das Gefühl (Ich fühle mich wütend.)
  • die körperliche Reaktion (Mir wird heiß, mein Puls beschleunigt sich.)
  • der Ausdruck des Gefühls (Ich verziehe mein Gesicht, knirsche mit den Zähnen, schreie los, o.ä.)

Der Umgang mit all dem gelingt in der Kindheit erst nach und nach. Dabei findet der größte Teil der Entwicklung in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren statt, bis es am Ende im Idealfall heißt: Dein Kind ist emotional kompetent.

Was kann ein Kind emotional in welchem Alter?

Sozial emotionale Entwicklung Entwicklungsschritte

Das Tempo der emotionalen Entwicklung ist sehr individuell und die Grenzen zwischen den einzelnen Entwicklungsschritten sind fließend. Die folgenden Entwicklungsschritte der emotionalen Entwicklung sollen dir daher nur eine grobe Orientierung bieten:

  • Im ersten Lebensjahr kann ein Kind vor allem Grund-Gefühle wie Freude, Ärger oder auch Angst ausdrücken. Selbst regulieren kann es diese Gefühle jedoch noch nicht. Dazu begreift es langsam, dass andere fröhlich oder wütend reagieren können. Es kann diese Gefühlsausdrücke auch nachahmen, zum Beispiel selbst lächeln, wenn es angelächelt wird. Das geschieht zunächst jedoch noch ganz unbewusst.
  • Im zweiten Lebensjahr erweitert sich zusammen mit dem Wortschatz auch das Gefühlsrepertoire. Indem Kinder immer mehr selbst machen möchten und dabei ihre Erfahrungen sammeln, lernen sie auch Stolz und Scham kennen, Mitleid, Neid, Verlegenheit und auch Schuldgefühle. Einfache Gefühlsreaktionen kann es benennen und auch bei anderen erkennen („Baby weint“, „Papa lacht“). Gegen Ende des Lebensjahrs begreift ein Kind sich als eigenständige Person und beginnt, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Dabei vermischt es in seiner Wahrnehmung aber noch eigene und fremde Gefühle.
  • Im dritten Lebensjahr nimmt die Selbständigkeit von Kindern massiv zu. Dazu gehört auch, an seine Grenzen zu stoßen und in innere Konflikte zu geraten. Einerseits möchten Kinder eigenständig die Welt entdecken, andererseits haben sie ein großes Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Daraus resultiert dann die berühmte Trotzphase, in der der Umgang mit den oft heftigen Gefühle meist eine große Herausforderung für Kind und Eltern darstellt. Kinder in diesem Alter können bereits zwischen dem Gefühl und dem Gefühlsausdruck unterscheiden und den Gefühlsausdruck gezielt einsetzen, um eine bestimmte Reaktion beim Gegenüber zu erzielen.
  • Im vierten und fünften Lebensjahr lernen Kinder immer besser, mit widersprüchlichen Gefühlen umzugehen und negative Gefühle eigenständig zu regulieren. Sie entwickeln auch zunehmend Empathie und können zwischen den eigenen Gefühlen und denen anderer unterscheiden.
  • Ab dem sechsten Lebensjahr sind Kinder bei einer optimalen Entwicklung emotional und sozial kompetent. Sie können komplexe Gefühle ausdrücken und mit negativen Emotionen umgehen. Sie sind in der Lage Kompromisse zu schließen, sich in andere hineinzuversetzen und anhaltende Freundschaften zu knüpfen. Dazu können sie ihre Gefühlsäußerungen flexibel an die Situationen anpassen und sie kontrollieren.

Eine gesunde sozial emotionale Entwicklung fördern – so funktioniert‘s!

Sozial emotionale Entwicklung fördern Tipps

Die Grundlage für eine positive Entwicklung ist immer das Gefühl der Geborgenheit. Denn so können Erlebnisse als Herausforderungen statt als Bedrohungen aufgefasst werden. Dazu lernen Kinder viel durch Vorbilder und durch praktisches Erproben. Das gilt auch für die sozial emotionale Entwicklung. Dein Kind schaut sich zum Beispiel ganz genau an, wie du mit deinen Gefühlen umgehst und das Miteinander mit anderen Menschen gestaltest. Das bildet für dein Kind den Wertekompass, nach dem es sich auch selbst ausrichtet, sich bewertet, Fehler erkennt und aus ihnen lernt. Dazu solltet ihr in der Familie offen über Gefühle reden.

Ebenso wichtig ist es für Kinder, sich im Kontakt mit Gleichaltrigen auszuprobieren. Dabei lernen Kinder im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch. Ob in Rollenspielen oder in klassischen Gesellschaftsspielen à la Mensch ärger dich nicht – beim Spiel werden eine ganze Reihe von Emotionen erlebt und zu regulieren gelernt. Auch gehört es zum Rollenspiel dazu, sich in andere hineinzuversetzen. Eine super Hilfe für die emotionale Entwicklung bieten ebenso Kinderbücher über Gefühle. Sie führen an einem sympathischen Helden vor, wie der Umgang mit Gefühlen und das soziale Miteinander funktionieren. Aus einer sicheren Distanz kann sich dein Kind so damit auseinandersetzen und das Vorbild des Kinderbuchhelden auf den eigenen Alltag übertragen. Gleichzeitig findet ihr über Kinderbücher einen tollen Gesprächseinstieg, zum Beispiel um euch über den heutigen Wutanfall zu unterhalten oder um Lösungsstrategien für einen Streit zu finden.

Wie gelingt es deinem Kind bei Spielen seine Gefühle zu kontrollieren? Ist es ein guter oder schlechter Verlierer? Wie alt ist es? Gibt es Kinderbücher über Gefühle, die deinem Kind schon einmal geholfen haben, sich selbst besser zu verstehen? Welche? Schreib uns gerne einen Kommentar!

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