Artikel: 2-10 Jahre 
 

Deep reading – in Geschichten versinken und Lesekompetenz fördern

Was ist deep reading? Wir verraten dir, was du über das vertiefte Lesen wissen musst und wie du dein Kind dabei unterstützen kannst!

„Deep reading“ ist ein Trendbegriff. In den USA soll „deep reading“ sogar als eigenes Schulfach unterrichtet werden. Doch was ist „deep reading“ eigentlich? Das ist schnell erklärt: Auf Deutsch heißt es tiefes, vertieftes oder auch vertiefendes Lesen. Das meint einerseits die Auseinandersetzung mit einem Text und das tiefe Verstehen seiner Aussagen, andererseits aber auch den Zustand des geistigen Versinkens in eine Geschichte. Beides fördert die Fähigkeiten des kritischen und abstrakten Denkens, der Reflexion und des Einfühlungsvermögens, sowie die Fertigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen. Im Zeitalter der Short Messages und kurzen Tweets scheinen Kinder dieses intensive Lesen jedoch zu verlernen und dadurch auch die entsprechenden Kompetenzen zu verlieren. Oje! Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Leseliebe erklärt dir, was du tun kannst! 

Schnell lesen und langsam lesen

deep reading

Buchstaben, Silben und Worte lediglich entschlüsseln zu können, erschließt uns noch nicht die Welt der Bücher in all ihren Dimensionen. Um richtig in eine Geschichte abtauchen zu können, gehört eine ausreichende Lesekompetenz. Die kannst du auch an der Lesegeschwindigkeit messen, wie Leseliebe-Expertin Dr. Miriam Stiehler in ihrem Gastbeitrag ausführlich erklärt. Schnell lesen meint dabei nicht das oberflächliche Überfliegen eines Textes („scanning“ oder „skimming“), sondern die Geschwindigkeit, mit der das Gehirn ein Wort mitsamt seiner Bedeutung erfassen kann. Erst wenn das sicher (und schnell) genug funktioniert, kann man seine Vorstellungskraft beim Lesen voll entfalten, sich in die Geschichte vertiefen und ein tiefgehendes Verständnis der Textaussagen entwickeln. Das können auch in Kinderbüchern schon sehr bedeutungsvolle Botschaften sein. Den Grundstein für dieses vertiefte Lesen legst du mit Vorlesen, das immer mal wieder verweilt und vom Lesen ins Gespräch über das Gelesene wechselt. Verständnisfragen und Fragen, die die Geschichte weiterspinnen, sie in die eigene Lebenswirklichkeit übertragen und Bedeutungen ermitteln – all das unterstützt ein intensives Verständnis der Geschichte.  

So funktioniert vertieftes Lesen mit deinem Kind

deep reading

Früh übt sich. Und passend dazu fördert (inter-)aktives Lesen die positiven Einflüsse auf die Entwicklung deines Kindes besonders stark. Die Grundregeln des "deep reading" wendest wahrscheinlich auch du schon ganz automatisch beim Lesen mit deinem Kind an.  

Vertiefendes Vorlesen und Lesen fördern: 

  • Nimm dir Zeit zum Vorlesen.

  • Halte beim Lesen zwischendurch inne und stelle Fragen zum Text oder zum Bild, die dein Kind dazu bringen, nachzudenken. 

  • Wenn dein Kind das Vorlesen mit Fragen oder Bemerkungen unterbricht, gehe darauf ein. 

Deep reading funktioniert besonders gut über den Dialog. Erst lest ihr gemeinsam, dann setzt ihr euch mit Fragen zum Inhalt auseinander. Auch Erstlesebücher mit Textverständnis-Fragen, Quizzen und Rätseln zum Text fördern auf diese Weise die so wichtige Auseinandersetzung mit dem Gelesenen. 

Vertieftes Lesen fördern: 

  • Erst wenn dein Kind gut genug lesen kann, kann es mit seiner Fantasie richtig in Geschichten abtauchen. Deshalb ist es für Leseanfänger zunächst unheimlich wichtig, das Lesenlernen zu üben, üben, üben.  

  • Wähle mit deinem Kind Bücher aus, die die Vorstellungskraft anregen und dessen Themen es interessieren. Zum Ende der Grundschulzeit dürfen die Kinderbücher gerne schon sehr umfangreich sein, wie zum Beispiel Harry Potter für kleine Magie-Fans. Tipp: Buchreihen sind ideal, um ein Lesen zu fördern, bei dem man in eine Buchwelt komplett versinkt. Denn mit jedem Buch wird die erzählte Welt komplexer und plastischer. 

  • Begleite das Lesen dicker Kinderbücher oder umfangreicher Buchreihen, indem du die Bücher auch selber liest und dich mit deinem Kind darüber austauschst. Das ist für die Kinder oft eine große Motivation und bringt euch beim Teilen eurer Lese-Erlebnisse wunderbar nahe. 

  • Etabliere gemeinsame Lesezeiten. Statt einen Film anzuschauen, kuschelt sich jeder mit seinem Buch aufs Sofa und dann wird gelesen. Kombiniert mit einem kleinen Snack, Kuscheldecke und einer gemütlichen Stimmung, machst du das Lesen so zu einer positiven Erfahrung. Solche äußeren Bedingungen unterstützen das „deep reading“ optimal.  

Neben dem „deep reading“ sind übrigens auch die Begriffe „slow reading” und „close reading” verbreitet. „Slow reading“ betont den Aspekt des langsamen und genussvollen Lesens. „Close reading“ ist dagegen eine literaturwissenschaftliche Methode, bei der ganz nah am Text jede Winzigkeit aufmerksam betrachtet wird. Die Leseliebe-Redaktion muss da natürlich sofort an Wimmelbücher denken.  

Wusstest du, dass ...

deep reading die Lebenserwartung steigert? Das sagen jedenfalls die Ergebnisse einer zwölfjährigen Studie der Yale University. Wer viel und regelmäßig in Buchwelten abtaucht, lebt demnach länger. Das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften hat nicht denselben Effekt.  

Hast du noch mehr Tipps für ein vertieftes oder vertiefendes Lesen? Welche Lesegewohnheiten hat dein Kind? Wie fändest du das Schulfach „deep reading“ an deutschen Schulen? Hast du einen ultimativen Lesetipp für ein Kinderbuch zum totalen Abtauchen? Was fällt dir zum „close reading“ und „slow reading“ ein? Schreib uns einen Kommentar! 

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