lustig - bildhübsch - ermutigend

Das Bilderbuch beginnt mit schönem Wetter und einer Idee: Henry Schwan möchte mit seinem besten Freund Emil Ente eine Radtour machen. Problem ist nur, dass Emil gar nicht Fahrrad fahren kann. Doch Henry hat eine Überraschung: Er hat Emil ein Fahrrad in der passenden Größe besorgt und meint, Emil lernt das Fahrradfahren „gaaanz einfach“ noch kurz vorher. Das hat sich Henry Schwan jedoch leichter vorgestellt, als es dann tatsächlich ist. Der erste Versuch endet mit einem Sturz und lautem Geheule. Zum Glück muss der kleine Emil am nächsten Tag nicht gleich wieder auf den Drahtesel steigen, davon hatte er nämlich schon die ganze Nacht Albträume. Stattdessen präsentiert ihm Henry Schwan ein Laufrad. Emil ist neugierig, setzt sich drauf und saust los. Als es dann richtig gut funktioniert, soll Emil wieder aufs Fahrrad. Aber der weigert sich und startet ein richtiges Entengezeter. Schließlich kommt Henry auf die Idee, Emil erst einmal festzuhalten und bei seinen Fahrversuchen nebenher zu laufen. Klingeling! Ab geht’s! 

Eine Ente und ein Schwan fahren Fahrrad. Auf diese witzig-absurde Idee muss man erstmal kommen! Großen Lesern wird natürlich schnell klar, dass der Schwan und die Ente nur lustige Symbolfiguren sind, mit denen Günther Jakobs einen Entwicklungsschritt in der kindlichen Selbständigkeit illustriert. Denn das Verhältnis zwischen Schwan und Ente lehnt sich deutlich an eine Eltern-Kind-Beziehung an: Henry Schwan ist größer, gibt den Ton an und will der Ente etwas beibringen. Emil ist dagegen klein, weint schnell und reagiert trotzig – typisch Kindergartenkind. Mit diesen tierischen Platzhaltern für Eltern und Kind sensibilisiert die Geschichte nun ebenso witzig wie einfühlsam für den Umgang mit neuen Herausforderungen. Henry Schwan hat anfangs zum Beispiel herrlich übertriebene Erwartungen. Emil soll sich einfach aufs Rad setzen und fahren. Doch die neue Aufgabe macht Emil Angst und die Überforderung durch seinen Freund drängt ihn schließlich sogar in eine totale Verweigerungshaltung. „Buhuuuh. Dann will ich gar nicht mehr!“ Erst mit dem Verständnis und der Unterstützung von Henry Schwan, einer Prise Mut und Vertrauen von Emil und der schrittweisen Annäherung an die Aufgabe gelingt die Bewältigung. Als Belohnung wartet auf Emil dann der Stolz über die vollbrachte Leistung und das Beherrschen einer neuen Fähigkeit. Klingeling, das macht Mut! 

Günther Jakobs hat Ente und Schwan mit großen Schnäbeln illustriert, die lächeln können und sich beim Weinen wellen. Der Schwanenhals kann sich bei Bedarf über zwei Buchseiten biegen und Tränen spritzen wild in alle Richtungen. Buchstaben werden zum Teil des Bildes beim lauten „Bähäääää“ oder beim „BUFF“ des Hinfallens. Das alles macht die Bilder lebendig und ausdrucksstark, lustig und einen Hauch comicartig. Zu diesem Eindruck tragen auch die Bilderfolgen bei, mit denen du Emil bei seinen Fahrversuchen begleitest. Das bringt viel Spaß beim Anschauen und ist wie ein kleiner Bilderbuch-Actionfilm für Kinder. Optisches Highlight für die Leseliebe-Redaktion sind Ente und Schwan mit Fahrradhelmen und Emil, der am Schluss kreuz und quer über die Buchseiten radelt. Klingeling, hier kommt Emil! Fazit: Dieses Bilderbuch macht Kindern auf äußerst unterhaltsame Weise Mut und lässt Eltern ein wenig über ihre Erwartungshaltung und ihre Unterstützerrolle nachdenken. Perfektes Material also für gemeinsame Lesestunden mit deinem Kind! Wer übrigens erfahren möchte, wie die beiden Freunde sich kennengelernt haben, liest einfach Schnabbeldiplapp und begleitet den wasserscheuen Emil beim Schwimmenlernen.

Hast du bereits andere Lieblingsbücher von Günther Jakobs? Oder hast du eine Empfehlung für ein besonders tolles Mutmachbuch? Bei welcher Angst gab es bei deinem Kind ein Entengezeter? Schreib uns einen Kommentar!